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Donnerstag, 15. Juli 2010

12...die Grundausbildung läuft so vor sich hin.

...nachdem ich für die kommenden 4 Jahre unterschrieben hatte, dauerte es nicht lang bis ich meine "Verwendung" (das was man bei der Truppe zukünftig macht) bekam. Ich sollte Panzergrenadier-Richtschütze werden.
*Richtschütze ist ein allgemeiner Begriff für den Bediener eines Geschützes. Dieses Geschütz kann lafettiert bzw. eingebaut sein, z. B. in Panzern. Der Richtschütze richtet (daher der Name) das Geschütz auf Kommando zur Zielbekämpfung aus. Horizontale Bewegungen des Rohres nennt man Schwenken, vertikale Bewegungen Richten. Bei modernen Geschützen erfolgt die Bedienung durch Joystick ähnliche Armaturen.



Hier noch mal ein, zwei Blicke ins innere: 



Bis dahin sollte es aber noch ein sehr langer Weg sein. Erstmal schlängelte sich der Weg durch die Grundausbildung schwer dahin. Es warteten so sensationelle Dinge wie: Hindernisbahn, ABC-Ausbildung, Ausbildung "im scharfen Schuss" auf der StOSa (Standort-Schießanlage), unsere "erste Hilfe"-Ausbildung das "Deutsche Sportabzeichen" und natürlich die Wachausbildung. Nebenher immer wieder Formaldienst im "Ausgehanzug". Nach vier Wochen Bundeswehr wurde ich dann auch zum ersten mal krank, ich schleppte mich über die Woche, mit Fieber, Kopf und Gliederschmerzen. Als ich dann am Wochenende zu Hause war musste ich in die Julius-Leber-Kaserne in Berlin. Fieber jenseits der 39,5° C, unerträgliche Halsschmerzen etc. Das Ergebnis: 4 Tage Bettenstation in der Heimat mit einer strammen Lungenentzündung. Im Anschluss war ich 1 1/2 Wochen im "Innendienst" (keinen Dienst im Gelände, keine Ausbildung außerhalb unseres Kompanie-Blocks). Das war die Zeit, in der ich den "UvD/GvD-Dienst" (Unteroffizier/Gefreiter vom Dienst) kennen und hassen lernte. Der UvD/GvDienst: man sitzt mit einem Unteroffizier oder anderen Mannschaftsdienstgrad in einem kleinen Kabuff am Eingang der Kompanie, schaut wer rein und raus geht und bewacht das Telefon. Ein mehr oder minder echt überflüssiger Posten. Besonders beliebt war dieser Dienst am Wochenende. Alle sind zu Hause und Du sitzt in der Kompanie, die Eingangstür ist abgeschlossen und man starrt auf die "Bahnhofsuhr" gegenüber des UvD-Zimmers und zählt die Minuten und Stunden. Dienst war immer von 7.15 bis 7.15 des nächsten Tages und wenn es beschissen lief war man 2 bis 3 mal / Monat  dran. Einziger Vorteil, als Zeitsoldat konnte man den Dienst als 24 Std. abrechnen und bekam knapp 
35,- € extra, am Wochenende (Sonntags) sogar ~ 50,- €. Wer also Geld brauchte, tauschte gerne  mal den Dienst und machte am Wochenende zwei davon. Freitag auf Samstag und im Anschluss Sonntag auf Montag. Leichter konnte man sein Geld nicht verdienen (fürs "nix tun"). 

Dienstag, 6. Juli 2010

11...die erste Woche an der frischen Luft nähert sich dem Ende


...nach vier Tagen an der frischen Luft, bei Eises-Kälte, Wind, Schneeregen und pro Nacht weniger als 4 Std. Schlaf, waren wir Alle ziemlich kaputt. Als es dann am Freitag hieß wir verlegen nach drinnen, konnte ich es kaum fassen, bald wieder in einem "richtigen Bett" zu schlafen, den Luxus von warmem Wasser aus der Wand zu genießen und (verzeiht meine Wortwahl) in ein richtiges Klo zu kacken. Die Geschichte von meinem ersten "Spatengang" (Stuhlgang im Wald) erspare ich Euch lieber. Nur soviel, es ist unglaublich grauselig, bei - 10° C, den blanken Hintern, 30 cm über den Waldboden zu halten, abzudrücken und hoffen das man auch an der Hose vorbei trifft. Urplötzlich muss man nämlich eigentlich gar nicht mehr.
Gegen 15.00 uhr war es dann soweit. Nach dem abbauen unserer Zelte und der anschließenden Vollzähligkeitsüberprüfung waren wir abmarschbereit.
Die ca. 60 Minuten (~ 6 - 7 km) Marsch, kamen mir wie eine halbe Ewigkeit vor. Mit gesenkten Köpfen und hängenden Waffen passierten wir das Kasernentor. Ich war total am Ende meiner Kräfte, fühlte mich aber trotz der ganzen Strapazen irgendwie gut und zufrieden. Endlich mal etwas von Anfang bis zum Ende durchgezogen. Naja ich hatte ja auch nicht wirklich eine andere Wahl. Im Block 52 angekommen wollte ich nur noch in mein Bett fallen. Aber der nächste Punkt stand unmittelbar auf dem Plan. Das Gesicht von der fettigen Tarnschminke befreien und Hände waschen. Danach unverzüglich unsere Stühle aus den Stuben holen und auf dem Flur nebeneinander aufstellen. Waffen reinigen! Wie ich mich darauf freute gleich auf einem Stuhl zu sitzen...
2 Minuten später stellte ich fest, "zu früh gefreut"... auf dem Stuhl wurden nämlich die Waffenteile abgelegt. "Wenn Ihr beim Waffen reinigen sitzt, dann pennt Ihr bloß ein..."
 Ja Ja...bla bla dachte ich mir...


Ich glaube ich war ungefähr 5 mal bei Dem, der sich die gereinigten Waffen anschaute. Doch es gab immer wieder stellen, wo er seine verdammten Finger reinsteckte und schwarze Schmauchspuren zu Tage beförderte. Der reinste Psycho-Terror, wie ich fand. Um 18.00 war es dann endlich soweit: Waffenabgabe! "Panzergrenadier [Name], G-36 gereinigt, Patronenlager frei, entspannt und gesichert!" So lautete die Meldung zur Übergabe des Gewehrs an den Waffenkammer-Unteroffizier. Jetzt durften wir endlich duschen. Ihr glaubt nicht wie ich es genoss, heißes Wasser, ohne was dafür zu tun...Und dann auch noch soviel man wollte. OK... 5 Duschen für 60 Mann, da hat man es mit dem ausgiebig Duschen auch nicht so. Aber es war völlig egal. Dann stand man eben zu viert unter einem Brausekopf. Aneinander gekuschelt wie Gott einen schuf. Das war echte Kameradschaft. Nein, Spaß beiseite... es ging halt nicht anders. Im Anschluss an das Reinigungsritual hatten wir tatsächlich mal eine Stunde Zeit uns zu entspannen. Das wurde auch prompt ausgenutzt.


In den kommenden Tagen bereiteten wir unsere Ausrüstung nach. Schwachstellen wurden ausgebessert, ABC-Ponchos abgeduscht, Zeltbahnen ausgebürstet, die Stiefel wurden wieder auf Hochglanz poliert und so weiter. Unterrichte folgten und der Tag der Frage: "wie lang möchte ich bei diesem Verein bleiben?", rückte immer näher. Da wir eine Kompanie waren, die nach der Grundausbildung nur noch SaZ's (Soldaten auf Zeit) und keine Gwdl'er (Grundwehrdienst leistenden) haben wollte, mussten wir uns bald entscheiden. 

Ich unterschrieb für die vier kommenden Jahre...

10 .Weiter gehts mit dem ersten Biwak...

...gestärkt durch schmackhaften Brühreis, hieß es nun die abendliche Ausbildung aufzunehmen.
Dazu wurde uns die "SigPi" (Signal-Pistole) und ihre unterschiedliche Munition erklärt.

Die Munition gibt es in unterschiedlichen Farben, weiß (1-Stern, 3-Stern), Grün, Rot (1-Stern, 3-Stern) und wahrscheinlich auch noch andere Farben. 
Nachdem jeder mal in den Himmel schießen durfte und dabei zu spüren bekam, dass es bei der Bundeswehr auch Einhandwaffen mit kräftigem Rückschlag gibt (ich glaube jedem tat das Handgelenk weh), spielten wir etliche Male ein Szenario durch, in dem wir auf den "vermeintlichen Feind" trafen. Das Auftreffen auf Feind hieß: SigPi fertig laden, ein Schuss 1-Stern Rot: fertig machen zum Feuerüberfall. Nun lud jeder sein G-36 fertig und machte sich beireit für das Feuern auf den  
 vor uns liegenden "Feind".... Ein Schuss,1-Stern Grün hieß dann, aus vollen Rohren (Platzpatronen) in die Dunkelheit vor uns zu ballern. In den späteren Biwaks/Übungen versuchten die schlauen Leute, das Schießen mit Manövermunition (wie Platzpatronen richtig heißen), weitestgehend zu vermeiden. Weil die "scheiß-Platzer" das Gewehr saumäßig verkeimten und man anschließend 10mal so lange zum Waffenreinigen benötigte, als wenn man nicht, oder nur wenig schoss. An jenem Abend gab es einen sehr aufmerksamen Soldaten der feststellte, als er die Signalpistole abfeuern sollte, dass sie ihm doch tatsächlichen beim rennen durch den Wald abhanden gekommen war. Das stellte für unseren Gruppenführer den Moment dar
"in dem der Elefant das Wasser lässt". Sprich unser Gruppenführer lief zur Höchstform auf. Ja... man darf Nachts im Wald keine Taschenlampe anmachen, weil man vom "Feind" aufgeklärt (gesehen) werden könnte, aber rumschreien wie ein Berserker schien in diesem Moment völlig in Ordnung zu sein. Naja, der "Feind" konnte uns vermutlich nicht hören, da er ja wie vorgeschrieben die Gehörstöpsel tragen sollte... ;)
Nun wurde die Ausbildung unterbrochen und wir versuchten im dunklen Wald eine schwarze Pistole zu finden. Nach ca. 2 1/2 Std. hatten wir Sie dann gefunden. Ich hatte ehrlich gesagt nicht mehr daran geglaubt. Aber von nun an wurde die SigPi nicht mehr locker in den Gürtel gesteckt, sondern vorschriftsmäßig in die dafür vorgesehene Tasche verstaut. Der nächste Ärger ließ jedoch nicht lang auf sich warten. Am nächsten morgen, als unser Gruppenführer sein Geschäft verrichtete, musste er feststellen das einer seiner Schützlinge, die Reste des gestrigen Abendbrot's (ihr erinnert Euch: Brühreis) nicht ordnungsgemäß vergraben, sondern einfach an einen Baum geschüttet hatte. Vorab hatte er verkündet, die Essensreste zu verbuddeln, da sonst Wildschweine angelockt werden würden. Nun, ging es Ihm weniger um die Wildschweine, als mehr um das Prinzip, dass sich jemand seinen Anweisungen wiedersetzt hatte. Noch vor dem Frühstück, wurden wir freundlich aber bestimmt darauf hingewiesen, doch mal unseren Gefechtsanzug anzulegen. Und dann spielten wir eine Stunde lang, hinlegen, aufstehen, rennen, hinlegen, aufstehen, weiterrennen. Was sich wie folgt anhörte: "Stellung...Sprung auf, Marsch Marsch....Stellung...Sprung auf, Marsch Marsch... Die etwas andere Art von Frühsport! Im Volksmund nennt man das: "Lernen durch Schmerz"