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Sonntag, 29. Dezember 2013

15. Die Spezialgrundausbildung beginnt...

Die Grundausbildung...drei Monate die mir wie eine Ewigkeit vorkamen.
Jetzt waren wir Gefreite! Nicht mehr die Kleinen, keine "Menschen-Anwärter" mehr.
Wir hatten die erste Zerreißprobe bestanden.

Jetzt ging es ans Eingemachte: die Spezialgrundausbildung!
Ich sollte Panzergrenadier-Richtschütze auf dem Marder 1A3 werden.
Die Ausbildung fand größtenteils bei uns in der Kaserne, im T-Bereich (technischen Bereich) statt.
Nun sahen wir das erste mal einen Panzer, welcher später zu unserem zweiten zu Hause werden sollte, aus unmittelbarer Nähe. Ziemlich beängstigend, dunkel, eng und zu 98% aus Stahl bestehend. Im großen und ganzen also recht kuschelig. Es kursierten die wildesten Gerüchte! Einmal drinnen geht es nicht so schnell wieder nach draußen. Im Sommer sollen im inneren des "Bocks" Temperaturen um die 70° C herrschen (was ich so definitiv bestätigen kann), man wird während den ersten Geländefahrten auf jeden Fall "Seekrank", wer kotzen muss, tut das in seinen Helm, nicht in den Marder. Knochenbrüche, Sauerstoffmangel, in seine Feldflasche pinkeln und und und. Von niemandem wurden die Gerüchte entkräftet, also musste ich mich aufs Schlimmste gefasst machen. Das erste mal ins Gelände sollte es jedoch erst in zwei Monaten gehen, bis dahin blieben also Angst und Unwohlsein meine unterschwelligen Begleiter.
Man gewöhnte sich schnell an die luxuriösen Arbeitszeiten die von nun an den Tagesablauf strukturierten.

Montag bis Donnerstag:

6:00 aufstehen (wer frühstücken wollte, musste sich zu 5:00 den Wecker stellen)
6:30 Zugantreten
7:15 Kompanieantreten
7:30 Abmarsch in den T-Bereich
9:15 - 10:00 Nato-Pause (dazu gingen ausgewählte Soldaten ins Mannschaftsheim, besorgten belegte Brötchen, Zeitungen, Kaffee, Schokoriegel und so weiter)
11.45 Mittagpause
13:00 Mittagsantreten (13:05 Abmarsch in den T-Bereich)
15:30 Panzerhalle aufräumen
16:00 Rückmarsch in den Kompanieblock, anschließend Stuben & Revier-Reinigung
16:30 Antreten zum Dienstschluss


 Waffenanlage SPz Marder, Bordmaschinenkanone 20 mm
Der Panzerturm (zu Ausbildungszwecken aus dem Marder rausgehoben)


Das war beinahe ein angenehm geregelter Tagesablauf.
Uns wurde ans Herz gelegt in unserer Freizeit Sport zu machen. Wir seien erwachsen und allesamt Zeitsoldaten, man würde sich also auf uns verlassen. Sollten unsere Vorgesetzten feststellen das wir konditionell abbauten, würde sich der tägliche Dienst um 2 Stunden verlängern, die dann zum Dienstsport unter Aufsicht genutzt werden würden. Mal klappte das und mal nicht. (Spätestens beim jährlich abzulegenden Deutschen Sportabzeichen würde man uns entlarven)
Unsere frisch gewonnene Freizeit verbrachten wir lieber mit Bier trinken  und "alte Kriegsgeschichten"  teilen, abends im Mannschaftsheim. Ja richtig, keine Smartphones, wir haben noch echte Konversation betrieben, Karten gespielt und solch lustige Dinge. Gratulation an diejenigen die das noch kennen. 
Bis zum Ende der speziellen Grundausbildung war Alkohol trinken auf den Stuben verboten. Was uns selbstverständlich nicht daran hinderte, hin und wieder vor dem Schlafen ein gemeinsames Schnäpps'chen aus dem, im Rucksack versteckten Fläsch'chen zu trinken.  


Mannschaftsheim Natopause

Freitags war immer der wohl schönste Tag. Natürlich nur, wenn man am Wochenende keinen Dienst (UvD/GvD oder Wache) in der HiBuKa (Hindenburg-Kaserne) schieben musste.

6:00 aufstehen
danach Wochenendreinigung der Stuben und Reviere in Eigenregie bis 9:45
9:45 - 10:15 Stuben und Revier-Abnahme
10:30 Abschlussantreten mit Wochenendbelehrung, (Fenster schließen, keine Scheiße am Wochenende bauen, Hände weg von Drogen, vorsichtig fahren etc.) danach Dienstschluss.

Die Wochenenden die ich im heimatlichen, über 400 km entfernten Berlin genießen durfte, waren meistens geprägt von intimen Stunden mit meiner Freundin, Eltern besuchen, die Familie auf den neuesten Stand der Dinge bringen und Wäsche waschen.
In der Zeit habe ich das Feiern gehen, was ich bis zum Beginn meiner Bundeswehrzeit sehr intensiv gelebt habe, ganz hinten angestellt. Dementsprechend kristallisierte sich zu Hause heraus wer wahrer Freund und wer nur "Sauf-Kumpel" war. Natürliche Auslese... Gut das es so gekommen ist!
Sonntag nachmittag hieß es dann wieder Tasche packen und gegen 19:30 fuhr mein Zug Richtung Munster (Örtze) ab. Zwei mal umsteigen; Stendal und Uelzen. In Uelzen dann immer 1 1/2 Stunden Aufenthalt. Die Zeit brachten wir aber in der Bahnhofsbar immer ganz gut rum. 23:00 uhr, in Munster angekommen hieß es vom Bahnhof mit dem Taxi zur Kaserne. 2,50 € für jeden, also machbar. Zwischenstopp an der Shell-Tankstelle Danziger- / Ecke Karl-Schenk-Strasse. 4 Mann, 4 Sechserträger Bier. Standen Kameraden aus unserer Kompanie am Tor Wache, konnten wir mit dem Taxi bis zum Kompanie-Block fahren, wenn nicht, dann hieß es laufen.

[...]






14. Prüfung bestanden...es folgt die erste Beförderung und die Lebensumstände werden komfortabler!

Dreieinhalb Tage des Grauens, erlebt in einer merkwürdigen Trance.
Aber wie unser Slogan schon damals lautete: "Klagt nicht, kämpft!" haben wir Das irgendwie gemeistert.
Ich war nach diesen drei Monaten echt am Ende meiner Kräfte. Ausgemärgelt, aber durch und durch bereit zu kämpfen. Als Belohnung für die Tortouren der letzten Monate gab es die grüne Grenadier-Litze. Man entwickelt irgendwie ein besonderes Gefühl, fühlt sich euphorisch, als wenn niemand einem etwas anhaben könnte. Dabei war ich einfach nur pop'liger Soldat einer Grenadier-Kompanie, am Ende der allgemeinen Grundausbildung, nichts Besonderes also.


Nach der Rekrutenbesichtigung 
(links-stehend; stellvertretender Zugführer & unser Gruppenführer, 
dritter von links kniend; meine Wenigkeit)


3.PzGren(Lehr)Btl92 / 2. Zug / Sturmgruppe I



Nach unser Rekrutenbesichtigung lichteten sich die Reihen. Wer nicht für die kommenden vier Jahre unterschrieben hatte, wurde nach der Grundausbildung in andere Einheiten versetzt, sodass ein harter, zäher und kameradschaftlicher Kern entstand. Von anfänglich ca. 60 Mann pro Zug blieben rund 25 Leute übrig. Auch sehr angenehm für die Stubenbelegung mit anfänglich 6 Mann/Stube waren es jetzt nur noch 3 - 4.
Nun war die Zeit reif, dass aus den Panzergrenadieren, Gefreite wurden. Sprich, es war Zeit für die Beförderung. Der erste Streifen auf der Schulter, nicht mehr ganz unten in der Bundeswehrhierarchie.
Was hieß das in der Realität?! Man durfte / musste, Vorgesetzten gegenüber zum Gruße salutieren, man durfte endlich sein Barrett tragen, man konnte in der BW-Kluft nach Hause fahren, was auch nur beim ersten Mal "cool" war. Später mied ich es den Flecktarnanzug außerhalb meiner Dienstzeit zu tragen, so gut ich es konnte.
Und jetzt als SaZ4 (Soldat auf Zeit für vier Jahre) gab es das erste richtige Gehalt.
2100,00 € brutto / ca. 1350,00 netto !!! Das war schon mal ne Hausnummer.
Wer sich seine Überstunden vernünftig notierte, in den über alles geliebten DuZ-Bögen (Dienst zu ungünstigen Zeiten), konnte sich rückwirkend immer noch ein adäquates Zubrot gutschreiben. Da ging man so manche Monate in denen man auf Übung war, mit 300 - 500 € mehr nach Hause.
Und wir hatten das Privileg unsere Stuben etwas freundlicher gestalten zu dürfen.
Mit Bedacht, aber so nach und nach hielten Fernseher, Kaffeemaschine, Mikrowelle, PlayStation, DVD-Player, LapTop, Musikanlage, Kühlschrank, private Bettwäsche und diverse andere Annehmlichkeiten in unseren Buden Einzug.

links Alex (mein Lieblings-Scharfschütze); daneben Icke


[...]


Mittwoch, 6. Juli 2011

13... Grundausbildung, Vereidigung & Rekrutenbesichtigung

Die Grundausbildung schritt unaufhörlich voran. Eisige Kälte und stätige Müdigkeit waren meine treuesten Begleiter . Nach 1 1/2 Wochen Innendienst konnte ich wieder mit nach "draußen". Ich hatte das Gefühl, es sei der kälteste Winter den ich je erlebt hatte. Aber in den kommenden Jahren sollte es durchaus noch die ein, oder andere Begegnung mit Väterchen Frosts rauen Gepflogenheiten geben. Die ersten zwei Monate beim Militär waren geschafft und langsam rückte der Tag unserer Vereidigung* näher.

(*Die Vereidigung oder das Gelöbnis von Soldaten der Bundeswehr ist eine – meist feierliche – Zeremonie am Anfang ihrer Dienstzeit. Der Text der Formel unterscheidet sich dabei zwischen Grundwehrdienstleistenden bzw. freiwilligen Wehrdienst Leistenden, die ein Feierliches Gelöbnis ablegen und Soldaten auf Zeit die einen Diensteid ablegen.

Vereidigung oder Gelöbnis werden in § 9 des Soldatengesetzes festgelegt.
Ich schwöre, der Bundesrepublik Deutschland treu zu dienen und das Recht und die Freiheit des deutschen Volkes tapfer zu verteidigen, so wahr mir Gott helfe.“ 
(Also gar nicht, denn ich war und bin nicht gläubig)
– § 9 Soldatengesetz, Eidesformel für Berufssoldaten und Soldaten auf Zeit
Ich gelobe, der Bundesrepublik Deutschland treu zu dienen und das Recht und die Freiheit des deutschen Volkes tapfer zu verteidigen.“
– § 9 Soldatengesetz, Gelöbnisformel für Wehrpflichtige Soldaten)
Es wurde viel geprobt. Ein bizarres Schauspiel, hunderte Soldaten marschierten gleichen Schrittes über den großen Antreteplatz. Es wurde Alles bis ins letzte Detail einstudiert. Das Einlaufen, das Anhalten, das Drehen, 1 1/2 Stunden starr dastehen, auf besondere Kommandos wurden die Gewehre vor die Brust gerissen und wieder neben seinem rechten Fuß abgestellt. Die Schlachtrufe aller beteiligten Truppengattungen eklangen. Ein surreales Szenario.
Hier ein Beispiel-Video, nicht von meiner Vereidigung, aber vom selben Bataillon und der gleichen Kompanie (3./L92), 5 Jahre später, Ablauf identisch!

Vereidigung der Grenadiere (L/92)

An diesem Tag waren alle meine Lieben von zu Hause nach Munster gekommen um sich dieses Spektakel mit anzusehen. Es wurden Fotos geschossen, Videos gedreht, die Stuben wurden den Eltern, den Geschwistern, Onkel und Tanten und Freundinnen präsentiert. Die Vorgesetzten wurden vorgestellt und sie waren plötzlich wie ausgewechselt. Nett, freundlich, zuvorkommend, ich konnte es nicht fassen. Alles wirkte falsch und aufgesetzt. Aber das war es nicht, es war die Realität.
Das Wochenende im Anschluss war frei und nun war es auch nicht mehr lang bis zu unserer *Rekrutenbesichtigung

*Den Abschluss der Allgemeinen Grundausbildung bildet die Rekrutenbesichtigung, die je nach den Festlegungen des Kompaniechefs unterschiedlich ausfallen kann. Meist verlegt er die Kompanie für mehrere Tage ins Gelände, wo der Rekrut alle gelernten Fähigkeiten unter Beweis stellen muss. Dazu gehört der Aufbau des Platzes der Gruppe, das Anlegen von Stellungen und Alarmposten, der Kampf im bewaldeten Gelände, sowie Orts- & Häuserkampf, Orientierung mit Karte- und Kompass, die Tätigkeiten als Meldesoldat, das Verhalten bei Nacht, das Behandeln verletzter Kameraden und viele andere mehr oder minder wichtige Dinge. In Verbindung mit den Geländeaufenthalten werden längere (Leistungs-)Märsche durchgeführt (bis 20km). Kurz geasagt: Er muss korrektes soldatisches Verhalten beweisenFür den Abschluss sind ein bis zwei Durchgänge unter ABC-Schutz über die Hindernisbahn sehr beliebt. In der Praxis hat die Rekrutenbesichtigung trotz anderslautender Kommentare der Ausbilder für gewöhnlich keine Auswirkung darauf, ob man die AGa besteht oder nicht.

Abmarsch zur Rekrutenbesichtigung




In dieser bei uns 3 1/2 Tage andauernden "Psychoprüfung" wurden wir sehr weit an unsere Belastungsgrenzen getrieben. Hunger, Müdigkeit und gnadenlose Kälte forderten Ihren Tribut. Es ging soweit, das ich während eines 
18 km-Marsches einfach einschlief. Wir wurden "beschossen", ich stolperte mit meinem MG3 in die nächstbeste Stellung und kam nicht mal mehr zum Schießen. Ich bin auf der Stelle eingepennt. Ich kann mich leider auch nur noch sehr vage an diese Tage erinnern. Ich erlebte sie in einer seltsamen "Zwischenwelt".

Die Krönung zum Ende unser Rekrutenbesichtigung, stellte ein ABC-Alarm dar.
ABC-Alarm (atomarer, biologischer und/oder chemischer Angriff).
Das bedeutete, auf der Stelle, ABC-Schutzausrüstung anlegen. Maske, Poncho, Überziehstiefel, Handschuhe.
Da wir uns nun in einem simulierten Ausnahmezustand befanden, musste alles weitere im Laufschritt passieren. Die Entfernung zur Heimat-Kaserne betrug zu diesem Zeitpunkt, noch ca. 2 - 3 Kilometer.
In Vollschutzkleidung, mit Marschgepäck und Bewaffnung liefen wir in Richtung Hindernisbahn.
Diese galt es nun zwei mal zu überqueren. Die Luft unter der Schutzmaske wurde im Laufschritt natürlich nicht unbedingt mehr und die letzten, kaum mehr für möglich gehaltenen Reserven wurden mobilisiert. 

Einer meiner Kameraden kollabierte, einige Reihen hinter mir.
Ich habe heute keine Ahnung wo ich diese letzten Kräfte herholte. Nach den zwei Durchläufen über die HiBa (Hindernisbahn), wurden Gepäck, Waffen und Munition auf den Zug aufgeteilt. Der Kollabierte wurde im Wechsel von uns bis zur Kaserne, mehr oder weniger getragen. Das rettende Tor kam in greifbare Nähe. Jedoch zog sich der letzte Kilometer durch die Kaserne in schiere Endlosigkeit.
Auch ich hatte das Gefühl, dass mir jeden Moment jemand das Licht ausknipst.
Ich fand erst wieder richtig zu mir, als ich unter der heiß ersehnten Dusche stand. 
Sechs Duschen, 25 Grenadiere, einer stank schlimmer als der Andere.
Wir hatten es geschafft.
Die für mich härteste Prüfung bis Dato. Retrospektiv betrachtet, war es ein Klacks, verglichen mit dem was mich in den kommenden knapp 45 Monaten noch erwarten sollte.

[...]

Donnerstag, 15. Juli 2010

12...die Grundausbildung läuft so vor sich hin.

...nachdem ich für die kommenden 4 Jahre unterschrieben hatte, dauerte es nicht lang bis ich meine "Verwendung" (das was man bei der Truppe zukünftig macht) bekam. Ich sollte Panzergrenadier-Richtschütze werden.
*Richtschütze ist ein allgemeiner Begriff für den Bediener eines Geschützes. Dieses Geschütz kann lafettiert bzw. eingebaut sein, z. B. in Panzern. Der Richtschütze richtet (daher der Name) das Geschütz auf Kommando zur Zielbekämpfung aus. Horizontale Bewegungen des Rohres nennt man Schwenken, vertikale Bewegungen Richten. Bei modernen Geschützen erfolgt die Bedienung durch Joystick ähnliche Armaturen.



Hier noch mal ein, zwei Blicke ins innere: 



Bis dahin sollte es aber noch ein sehr langer Weg sein. Erstmal schlängelte sich der Weg durch die Grundausbildung schwer dahin. Es warteten so sensationelle Dinge wie: Hindernisbahn, ABC-Ausbildung, Ausbildung "im scharfen Schuss" auf der StOSa (Standort-Schießanlage), unsere "erste Hilfe"-Ausbildung das "Deutsche Sportabzeichen" und natürlich die Wachausbildung. Nebenher immer wieder Formaldienst im "Ausgehanzug". Nach vier Wochen Bundeswehr wurde ich dann auch zum ersten mal krank, ich schleppte mich über die Woche, mit Fieber, Kopf und Gliederschmerzen. Als ich dann am Wochenende zu Hause war musste ich in die Julius-Leber-Kaserne in Berlin. Fieber jenseits der 39,5° C, unerträgliche Halsschmerzen etc. Das Ergebnis: 4 Tage Bettenstation in der Heimat mit einer strammen Lungenentzündung. Im Anschluss war ich 1 1/2 Wochen im "Innendienst" (keinen Dienst im Gelände, keine Ausbildung außerhalb unseres Kompanie-Blocks). Das war die Zeit, in der ich den "UvD/GvD-Dienst" (Unteroffizier/Gefreiter vom Dienst) kennen und hassen lernte. Der UvD/GvDienst: man sitzt mit einem Unteroffizier oder anderen Mannschaftsdienstgrad in einem kleinen Kabuff am Eingang der Kompanie, schaut wer rein und raus geht und bewacht das Telefon. Ein mehr oder minder echt überflüssiger Posten. Besonders beliebt war dieser Dienst am Wochenende. Alle sind zu Hause und Du sitzt in der Kompanie, die Eingangstür ist abgeschlossen und man starrt auf die "Bahnhofsuhr" gegenüber des UvD-Zimmers und zählt die Minuten und Stunden. Dienst war immer von 7.15 bis 7.15 des nächsten Tages und wenn es beschissen lief war man 2 bis 3 mal / Monat  dran. Einziger Vorteil, als Zeitsoldat konnte man den Dienst als 24 Std. abrechnen und bekam knapp 
35,- € extra, am Wochenende (Sonntags) sogar ~ 50,- €. Wer also Geld brauchte, tauschte gerne  mal den Dienst und machte am Wochenende zwei davon. Freitag auf Samstag und im Anschluss Sonntag auf Montag. Leichter konnte man sein Geld nicht verdienen (fürs "nix tun"). 

Dienstag, 6. Juli 2010

11...die erste Woche an der frischen Luft nähert sich dem Ende


...nach vier Tagen an der frischen Luft, bei Eises-Kälte, Wind, Schneeregen und pro Nacht weniger als 4 Std. Schlaf, waren wir Alle ziemlich kaputt. Als es dann am Freitag hieß wir verlegen nach drinnen, konnte ich es kaum fassen, bald wieder in einem "richtigen Bett" zu schlafen, den Luxus von warmem Wasser aus der Wand zu genießen und (verzeiht meine Wortwahl) in ein richtiges Klo zu kacken. Die Geschichte von meinem ersten "Spatengang" (Stuhlgang im Wald) erspare ich Euch lieber. Nur soviel, es ist unglaublich grauselig, bei - 10° C, den blanken Hintern, 30 cm über den Waldboden zu halten, abzudrücken und hoffen das man auch an der Hose vorbei trifft. Urplötzlich muss man nämlich eigentlich gar nicht mehr.
Gegen 15.00 uhr war es dann soweit. Nach dem abbauen unserer Zelte und der anschließenden Vollzähligkeitsüberprüfung waren wir abmarschbereit.
Die ca. 60 Minuten (~ 6 - 7 km) Marsch, kamen mir wie eine halbe Ewigkeit vor. Mit gesenkten Köpfen und hängenden Waffen passierten wir das Kasernentor. Ich war total am Ende meiner Kräfte, fühlte mich aber trotz der ganzen Strapazen irgendwie gut und zufrieden. Endlich mal etwas von Anfang bis zum Ende durchgezogen. Naja ich hatte ja auch nicht wirklich eine andere Wahl. Im Block 52 angekommen wollte ich nur noch in mein Bett fallen. Aber der nächste Punkt stand unmittelbar auf dem Plan. Das Gesicht von der fettigen Tarnschminke befreien und Hände waschen. Danach unverzüglich unsere Stühle aus den Stuben holen und auf dem Flur nebeneinander aufstellen. Waffen reinigen! Wie ich mich darauf freute gleich auf einem Stuhl zu sitzen...
2 Minuten später stellte ich fest, "zu früh gefreut"... auf dem Stuhl wurden nämlich die Waffenteile abgelegt. "Wenn Ihr beim Waffen reinigen sitzt, dann pennt Ihr bloß ein..."
 Ja Ja...bla bla dachte ich mir...


Ich glaube ich war ungefähr 5 mal bei Dem, der sich die gereinigten Waffen anschaute. Doch es gab immer wieder stellen, wo er seine verdammten Finger reinsteckte und schwarze Schmauchspuren zu Tage beförderte. Der reinste Psycho-Terror, wie ich fand. Um 18.00 war es dann endlich soweit: Waffenabgabe! "Panzergrenadier [Name], G-36 gereinigt, Patronenlager frei, entspannt und gesichert!" So lautete die Meldung zur Übergabe des Gewehrs an den Waffenkammer-Unteroffizier. Jetzt durften wir endlich duschen. Ihr glaubt nicht wie ich es genoss, heißes Wasser, ohne was dafür zu tun...Und dann auch noch soviel man wollte. OK... 5 Duschen für 60 Mann, da hat man es mit dem ausgiebig Duschen auch nicht so. Aber es war völlig egal. Dann stand man eben zu viert unter einem Brausekopf. Aneinander gekuschelt wie Gott einen schuf. Das war echte Kameradschaft. Nein, Spaß beiseite... es ging halt nicht anders. Im Anschluss an das Reinigungsritual hatten wir tatsächlich mal eine Stunde Zeit uns zu entspannen. Das wurde auch prompt ausgenutzt.


In den kommenden Tagen bereiteten wir unsere Ausrüstung nach. Schwachstellen wurden ausgebessert, ABC-Ponchos abgeduscht, Zeltbahnen ausgebürstet, die Stiefel wurden wieder auf Hochglanz poliert und so weiter. Unterrichte folgten und der Tag der Frage: "wie lang möchte ich bei diesem Verein bleiben?", rückte immer näher. Da wir eine Kompanie waren, die nach der Grundausbildung nur noch SaZ's (Soldaten auf Zeit) und keine Gwdl'er (Grundwehrdienst leistenden) haben wollte, mussten wir uns bald entscheiden. 

Ich unterschrieb für die vier kommenden Jahre...

10 .Weiter gehts mit dem ersten Biwak...

...gestärkt durch schmackhaften Brühreis, hieß es nun die abendliche Ausbildung aufzunehmen.
Dazu wurde uns die "SigPi" (Signal-Pistole) und ihre unterschiedliche Munition erklärt.

Die Munition gibt es in unterschiedlichen Farben, weiß (1-Stern, 3-Stern), Grün, Rot (1-Stern, 3-Stern) und wahrscheinlich auch noch andere Farben. 
Nachdem jeder mal in den Himmel schießen durfte und dabei zu spüren bekam, dass es bei der Bundeswehr auch Einhandwaffen mit kräftigem Rückschlag gibt (ich glaube jedem tat das Handgelenk weh), spielten wir etliche Male ein Szenario durch, in dem wir auf den "vermeintlichen Feind" trafen. Das Auftreffen auf Feind hieß: SigPi fertig laden, ein Schuss 1-Stern Rot: fertig machen zum Feuerüberfall. Nun lud jeder sein G-36 fertig und machte sich beireit für das Feuern auf den  
 vor uns liegenden "Feind".... Ein Schuss,1-Stern Grün hieß dann, aus vollen Rohren (Platzpatronen) in die Dunkelheit vor uns zu ballern. In den späteren Biwaks/Übungen versuchten die schlauen Leute, das Schießen mit Manövermunition (wie Platzpatronen richtig heißen), weitestgehend zu vermeiden. Weil die "scheiß-Platzer" das Gewehr saumäßig verkeimten und man anschließend 10mal so lange zum Waffenreinigen benötigte, als wenn man nicht, oder nur wenig schoss. An jenem Abend gab es einen sehr aufmerksamen Soldaten der feststellte, als er die Signalpistole abfeuern sollte, dass sie ihm doch tatsächlichen beim rennen durch den Wald abhanden gekommen war. Das stellte für unseren Gruppenführer den Moment dar
"in dem der Elefant das Wasser lässt". Sprich unser Gruppenführer lief zur Höchstform auf. Ja... man darf Nachts im Wald keine Taschenlampe anmachen, weil man vom "Feind" aufgeklärt (gesehen) werden könnte, aber rumschreien wie ein Berserker schien in diesem Moment völlig in Ordnung zu sein. Naja, der "Feind" konnte uns vermutlich nicht hören, da er ja wie vorgeschrieben die Gehörstöpsel tragen sollte... ;)
Nun wurde die Ausbildung unterbrochen und wir versuchten im dunklen Wald eine schwarze Pistole zu finden. Nach ca. 2 1/2 Std. hatten wir Sie dann gefunden. Ich hatte ehrlich gesagt nicht mehr daran geglaubt. Aber von nun an wurde die SigPi nicht mehr locker in den Gürtel gesteckt, sondern vorschriftsmäßig in die dafür vorgesehene Tasche verstaut. Der nächste Ärger ließ jedoch nicht lang auf sich warten. Am nächsten morgen, als unser Gruppenführer sein Geschäft verrichtete, musste er feststellen das einer seiner Schützlinge, die Reste des gestrigen Abendbrot's (ihr erinnert Euch: Brühreis) nicht ordnungsgemäß vergraben, sondern einfach an einen Baum geschüttet hatte. Vorab hatte er verkündet, die Essensreste zu verbuddeln, da sonst Wildschweine angelockt werden würden. Nun, ging es Ihm weniger um die Wildschweine, als mehr um das Prinzip, dass sich jemand seinen Anweisungen wiedersetzt hatte. Noch vor dem Frühstück, wurden wir freundlich aber bestimmt darauf hingewiesen, doch mal unseren Gefechtsanzug anzulegen. Und dann spielten wir eine Stunde lang, hinlegen, aufstehen, rennen, hinlegen, aufstehen, weiterrennen. Was sich wie folgt anhörte: "Stellung...Sprung auf, Marsch Marsch....Stellung...Sprung auf, Marsch Marsch... Die etwas andere Art von Frühsport! Im Volksmund nennt man das: "Lernen durch Schmerz"

Samstag, 1. Mai 2010

9. Unser erstes Biwak (Männer allein im Wald) ...die 2te

...die erste Nacht unter freiem Himmel näherte sich dem Ende. Um 5.00 uhr, wurde von der letzten Feuerwache die komplette Gruppe geweckt. Unseren Gruppenführer selbstverständlich zum Schluss. Wenn er geweckt wurde, mussten alle  Soldaten angezogen, die Schlafsäcke zusammengerollt und das Lager aufgeräumt sein. Alles natürlich so leise wie möglich. Denn wenn der GrpFhr während der  Aufsteh'-Anzieh'-Aufräum'-Aktion wach wurde, gab es Spaß im Lager, ebenso wenn die Feuerwache vergaß den Wasserkanister ins Feuer zu stellen. Das sollten wir auch irgendwann zu spüren bekommen.
Als erstes wusch sich der Gruppenführer, dann die Soldaten. Dazu bei -10°C, Oberkörper frei, Hose offen und  dann gib Ihm fünfe. Nach dem morgendlichen Erfrischen, T-Shirt an, und Liegestütze. Gruppenführer zählte an und die Gruppe antwortete auf jedes Anzählen mit: "MEHR"!
"Eins, MEHR, zwei, MEHR, drei, MEHR...!!!" 50 Stück sollten drin sein, ich schaffte damals um die 15. Was sich nach mehrmaligem Training schnell änderte. Im Anschluss Frühstück (weiße Plastik-Tüte mit einem Brötchen, 2 Stullen, 1 x Konfitüre, 2x Margarine, einer Banane und 2 Scheiben Wurst die auch nach Banane schmeckten) , danach Lagebesprechung für den kommenden Tag.


Geländeausbildung stand auf dem Plan. Dazu gehörte alles, was es mit dem "im Gelände bewegen" auf sich hatte. Tarnen der Stellungen, Fortbewegungsarten: gehen, kriechen, gleiten, Einführung in Karte & Kompass, in Formationen bewegen: Schützenreihe, Schützenrudel und Vieles mehr. Dazu gab es einzelne Stationen die im Üb-Raum aufgebaut waren. Und so erlernten wir nach und nach "das Soldatsein"
Um ca. 17.00 kam der Spieß ins Gelände und wir wurden mit Abendessen versorgt.
Das heißt, Verpflegungsbereitschaft herstellen. Die Soldaten stellen sich in eine Reihe hintereinander,
bauen Ihr  Ess-Geschirr zusammen und harren der "überaus leckeren Dinge", die einen aus der Suppentherme erwarten.


Ich möchte darauf nicht weiter eingehen, nur soviel, ich habe in den 3 Monaten AGA (allgemeine Grundausbildung) 16 kg an Körpergewicht verloren. Das mag an der vielen Bewegung an der frischen Luft gelegen haben, aber durchaus auch an den "Köstlichkeiten" der Truppenküche die uns kredenzt wurden.
Wie sagt man doch so schön: die Tomatensuppe der Bundeswehr, ist heißes Wasser auf einem roten Teller!


Fortsetzung folgt...