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Freitag, 30. April 2010

8. Unser erstes Biwak (Männer allein im Wald)

Es wurde dunkel und und die ersten Alarmposten bezogen Ihre Stellungen. Es fand vorher eine Gelände-Einweisung statt, in der uns mitgeteilt wurde wo wir uns zur Zeit befinden, was unser Auftrag ist und was wir im Falle einer Aufklärung uns fremder Personen, zu tun hatten. Das funktioniert bei der Bundeswehr über einen sogenannten LANGEMARK-Befehl:


L - Lage
A - Auftrag
N- Nachbarn
G - Grenzen
E- Eröffnungslinine
M- Meldemittel
A- Alarmierung
R- Rückwärtiges Feld
K- Kennwort (in dem Fall: PAROLE, bestehend aus zwei Buchstaben des Nato-Alphabets)



Im Folgenden sah es dann so aus:


Lage: Wir befinden uns im Üb-Raum X, abgestellt zur Aufklärung (Entdeckung) der vermutlich vor uns liegenden feindlichen Truppen.
Auftrag: Wir haben den Auftrag, unsere Stellung zu halten und ggf. zu verteidigen.
Nachbarn: Zur Linken, Entfernung ca. 50, die erste Gruppe des II. Zuges, zu unser Rechten, Entfernung ca. 75, die dritte Gruppe des II. Zuges. Beide Gruppen verfügen ebenfalls Über Alarmposten, sowie eine Streife. (Deshalb auch das Kennwort/Parole. Nicht das man aus Versehen seine eigenen Kameraden umnietet)
Grenzen: Zur Linken, Entfernung ca. 25,  markante drei kiefern, gespickt mit hellem Trassierband (phosphoreszierendes Leuchtband). Zur Rechten, Entfernung ca. 30, Kusselgruppe (Sträucher), ebenfalls mit Trassierband versehen.
Eröffnungslinie: Sollten sich unbekannte näher als 10 m, links, rechts oder vor unserer Stellung befinden, wird unverzüglich das Feuer eröffnet.  
Meldemittel: Zwei SEM 52 Funkgeräte.
Alamierung: Die Alarmierung erfolgt automatisch wenn, das Feuer eröffnet wird, bzw. über Funk.
Rückwärtiges Feld: Nach Alarmierung stehen im Rückwärtigen Feld, zwei Stellungen zur Verfügung in die unverzüglich rückwärts, unter gegenseitiger Deckung, ausgewichen wird.
Parole/Kennwort: Alfa / Kilo (die Anfangsbuchstaben des Namens unseres Zugführers)
Die Parole musste man sich dringend merken, sonst kam man echt in Schwulitäten. Parole vergessen, hieß Feuereröffnung. Feuereröffnung hieß Alle wach! Nachts um 3.00 uhr konnte das gegebenenfalls zu schlechter Laune aller Beteiligten führen. Weil alle wach heißt ja nicht, huch da hat jemand geschossen, dann dreh ich mich mal um, schlafe weiter und hoffe das es nicht nochmal passiert. Ne ne, weit gefehlt, alle dürfen aus Ihren Dackel-Garagen krabbeln und vor zu den Stellungen robben. Danach warten auf weiteres...
Also Parole einprägen! Wenn jemand aufgeklärt wird, wird er angerufen mit: ALFA ! Der Angerufene sollte im besten Fall, mit KILO antworten. Dann war alles Ok und man kann Ihn da rumschleichen lassen. 
Die erste Nacht passierte eh alles unter Aufsicht der Gruppenführer, Dienstgrade und Anderen die meinten was zu sagen zu haben. Es wurde geschaut ob sich jeder richtig verhält, ob die Wachen rechtzeitig und ordnungsgemäß abgelöst wurden und ob die LANGEMARK-Übergabe an den Alarmpostenstellungen klappte. Die Streifen wurden begleitet um zu schauen ob sie sich im dunklen Wald orientieren konnten und sich nicht verliefen. Hört sich albern an, war aber ganz gut. Man glaubt nicht wie dunkel es in so einem Wald werden kann. Man sieht Null, nichts, wenn als Bonbon der Himmel noch bewölkt ist, hat man das Gefühl mit verbundenen Augen zu laufen. Da striktes Taschenlampen-Verbot herrschte und die Feuer in den Lagern nicht höher als 30 cm sein durften (das Feuerloch war schon mind. 30 cm tief), konnte man ganz schnell die Orientierung verlieren. 
Wie dem auch sei...die erste Nacht war also den Umständen entsprechend ruhig. Aber kalt!
Nach zwei Stunden in der Stellung auf dem Bauch liegen, ohne sich groß zu bewegen, hatte man das Gefühl, Eier so groß wie Rosinen in der Buchse zu haben. Außerdem tut es einfach nur saumäßig weh. Dann doch lieber so einen "sinnfreien" Auftrag wie, Feuer bewachen, da ist es wenigstens etwas warm und heller. Man sitzt in der Mitte vom Lager, am Feuer, aus den Zelten ertönen die unterschiedlichsten Schnarch-Typen und der einzige Auftrag ist, die Flammen nicht ausgehen zu lassen und gegen 4.00 uhr den 25 Liter-Wasserkanister ins Feuerloch zu stellen. Aber auch das ist nicht immer so einfach...


Hier mal das Nato-Alphabet: (falls Interesse besteht)




    A - ALFA / B - BRAVO / C - CHARLIE / D - DELTA / E - ECHO / F - FOXTROT / G - GOLF / H - HOTEL / I - INDIA / J - JULIETT / K - KILO / L - LIMA / M - MIKE / N - NOVEMBER / O - OSCAR / P - PAPA / Q - QUEBEC / R - ROMEO / S - SIERRA / T - TANGO / U - UNIFORM / V - VICTOR / W -WHISKEY /   X - XRAY / Y - YANKEE / Z - ZULU



Fortsetzung folgt...

Mittwoch, 28. April 2010

7. von Formaldienst, Waffenausbildung und anderen Schweinerein...

In den kommenden Tagen sollten wir vormittags formaldienstlich und Nachmittags, bis spät in die Nacht, an unseren Waffen ausgebildet werden. Der Formaldienst ist das, was die Soldaten in der Öffentlichkeit "soldatisch" erscheinen lässt. Gleichschritt, gleichzeitiges Anhalten, synchrone Drehungen, und so weiter.
Innerhalb der Truppe sorgt es für Ordnung, Disziplin und das Jeder, mit einem bestimmten Kommando eine bestimmte Bewegung verknüpft. Das geht los mit dem formieren des Zuges. In Linie, in Linie zu drei Gliedern, in Reihe, in Marschformation und so weiter. Das Ganze selbstverständlich immer der Größe nach. Also wenn man es dann irgendwann drauf hat, hat man in den einzelnen Formationen stets den selben Vorder - und Hintermann, sowie jeweils zur Linken und/oder Rechten den Gleichen Nachbarn (wenn nicht gerade jemand krank ist).
Alles passiert mit viel Lautstärke und kurzen prägnanten Kommandos.
Nach der Mittagspause wurde sich im Kellergang vor der Waffenkammer positioniert und darauf gewartet, dass man eine Waffe empfangen konnte. (Nach der Grundausbildung bekam jeder seine eigene auf Ihn abgestimmte Waffe)
Die Waffenausbildung fand in einer anderen Kaserne statt, der Panzertruppenschule. Der Weg zur PzTrpSch wurde genutzt, um den Formaldienst in den Köpfen der Landser (intern: Soldaten in der Grundausbildung) zu festigen. Das hieß ständig unterwegs anhalten, rechts um, links um, kehrt, ohne Tritt marsch, vorne halt, rechts um... naja den Rest könnt Ihr Euch sicher denken.
Angekommen in der Panzertruppenschule wurden die Zeltbahnen ausgerollt. Alle versetzt nebeneinander, damit, von dem Aufsichtspersonal, alles und Jeder überblickt werden konnte.

Ausbildung an der Panzerfaust (PzFst)

Ausbildung am Maschinengewehr (MG 3)

Diese Geschichte passierten von da an zwei Wochen lang täglich. Das waren unsere ersten Wochen.
Auch unser erstes Biwak*.
Dazu marschierten wir aus der Kaserne in den Üb-Raum "X". Marschieren, da kam ich das erste mal an meine Grenzen (so dachte ich jedenfalls). Untrainiert und voller Entsetzen trafen wir im besagten Übungsgelände ein. 7,5 km von der Kaserne entfernt. Nach mehreren Trainingsmärschen war es kein Problem mehr, aber da ich vor der Bundeswehr nicht gerade asketisch gelebt hatte, wurden diese 7 einhalb Kilometer zur unendlich Qual. Es ist ja auch nicht so, dass man diese Strecke mit Flip Flops in 4 Stunden spaziert, sondern eher mit Gefechtsanzug, Vollbewaffnung, Rucksack und Munition in 45 Minuten zu absolvieren hat. Ständig mit den Worten des Gruppenführers: "Männer, Ihr seid deutsche Soldaten!!! Waffe vor die Brust, Kopf nach oben und böse gucken."
das "böse gucken" war das Einfachste!
Im Üb-Raum angekommen hieß es dann, trockene Klamotten anziehen, T-Shirt, Socken und Feldbluse! Ich war völlig im Arsch und hätte auf der Stelle umkehren und ins Bett fallen können. Aber nix da...es war ja gerade mal 8.00 morgens. (in BW-Kreisen übrigens als Null Achthundert betitelt) 
"So Männer, jetzt suchen wir uns einen geeigneten Lagerplatz!" Ja richtig, die nächsten 4 Tage würden wir bei ~ -10°C unter freiem Himmel schlafen und wachen. 
In solchen Situationen fragte ich mich, warum ich diesen 4-Jahres Vertrag mit diesem Verein geschlossen hatte. Eigentlich wollte ich doch nur einen LKW-Führerschein (den ich nie bekommen habe) und jetzt sowas.
Na gut, alles quengeln half nix. Irgendwann würden die vier Tage auch vorbei sein. Aber im Moment standen wir noch ganz am Anfang. Wir fällten also mit unseren Klappspaten um die 50 dünnen Fichten, die unsere Lagerbegrenzug darstellen sollten.


Erkundung! Der nächste Auftrag unser Panzergrenadiertruppe war die Umgebungserkundung.
Denn bevor die Nacht hereinbrach mussten zwei Alarmpostenstellungen ausgehoben werden.
(Der Alarmposten: Nachts, wenn die Menschheit ruhig schlummert, liegen irgendwo im Wald, 2 Soldaten die die Menschheit vor dem imaginären Feind beschützen)
Den ersten Tag im BIWAK verbrachten wir also mit Lager-Aufbau, Umgebungserkundung, Alarmposten-Stellung ausheben (der Boden war übrigens gefroren, eigentlich logisch bei -10°C, aber egal, 50-60 cm tief und 2,00 m lang mussten die Stellungen für die Nachtwache gebuddelt werden.)
Als alles abgeschlossen war, wurden die Wachen für die Nacht eingeteilt. Zwei Alarmposten,
die sich im 2 h-Rhythmus mit den Anderen aus der Gruppe abwechselten, sowie zwei Soldaten die
(jetzt kommts) das Feuer bewachen mussten...

Randwissen:

Biwak*(frz. bivouac, Feldlager, Nachtlager) bezeichnet ein Lager im Freien, aber auch in Zelten oder Hütten vor allem durch Soldaten oder Bergsteiger.

Ursprünglich gab es in befestigten Städten und Festungen eine innerhalb der Mauern befindliche Hauptwache und eine auf dem Glacis, also der freien, schussfeldgewährenden Fläche vor der Mauer, befindliche Beiwache. Da es auf dem Glacis keine Gebäude gab, musste die Beiwache in Zelten kampieren. Diese hatte dabei die Aufgabe, schon frühzeitig einen nachts anrückenden Feind auszumachen und Alarm zu schlagen, oder aber verspätete Ankömmlinge abzufertigen. Über das Niederländische wurde der Begriff der Beiwache/Biwake nach Frankreich entlehnt, wo er als Bivoque, Bivouac oder ähnliches recht bald zur Bezeichnung eines jeden Kampierens von Soldaten im freien Feld diente. 
Bei der Bundeswehr wird unter Biwak der Aufbau und Betrieb eines Zeltlagers im Freien verstanden, der oft mit einer Geländeausbildung verbunden ist. Zu unterscheiden ist im Militärischen davon das Versteck. Meist wird „Biwak“ unter den Wehrdienstleistenden auch scherzhaft mit „Bundeswehr im Wald außer Kontrolle“, "Bin im Wald am kämpfen" oder „Besonders im Winter Arsch kalt“ übersetzt.


Fortsetzung folgt...

Mittwoch, 14. April 2010

6. die ersten Tage als Soldat...Klappe die 2te

...nach der überaus sinnfreien Schuhputzkontrolle, bei der natürlich Mängel festgestellt wurden die es galt abzustellen, erwartete uns das nächste Großereignis. Unser erstes Kompanieantreten.
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Für die Zivis unter den Lesern kurz zur Erläuterung: Mehrere Soldaten bilden eine Gefechtsgruppe, mehrere Gruppen einen Zug, mehrere Züge eine Kompanie, mehrere Kompanien ein Bataillon, mehrere Bataillone eine Brigade und immer so weiter, bis man auf der Bundesebene angekommen ist,das ganze schimpft sich dann Bundeswehr ;).
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 Heute also ein eher gemütlicher Rahmen,Kompanieantreten. Unsere Kompanie bestand aus drei Zügen, jeder Zug aus ca. 80 Mann und der KpFü (Kompanieführungsgruppe) was sich nach der Grundausbildung rasch minimierte.
Das Kompanieantreten fand ab da an immer vor dem Block 52 statt, pünktlich um 7.15Uhr.
Als erstes wird die Kompanieflagge gehisst.  Das sieht folgendermaßen aus...
Der FvW (Feldwebel vom Wochendienst) steht vor allen und lässt folgende Laute ertönen:
"Kompaniiiiiie, STILLgestanden, zur Flaggenparadeeee die Augen rechts, (egal wo man stand, man musste jetzt zur Flagge schauen) Flaggenkommando(oooooo)*... (*bestehend aus zwei Soldaten, einer hakt die Flagge ein, der Andere darf Sie hochleieren) heißt Flagge!" Alle stehen mit größtmöglicher Körperspannung da und schauen zu, wie zwei Uniformierte eine Fahne hochzieh'n!
...Quietsch...quietsch...quietsch...quietsch...quietsch... klack...Flagge oben!
(Warum man das "heißt Flagge" nennt und nicht "hisst Flagge" bleibt bis heute ungeklärt).
"Kompaniiiiie, Augääään geradeaus, zur Meldung an den Kompaniefeldwebeeeeel, die Aug'n links"... jetzt wurde die Kompanie an den Spieß (Kompaniefeldwebel, sozusagen der stellvertretende Stellvertreter des Chefs und Führungskraft der KpFü) übergeben.
"Herr Stabsfeldwebel, Haupftfeldwebel [Name] ich melde, Kompanie wie befohlen angetreten!"
(Als wenn er das nicht selber sehen würde) Dann der Kompaniefeldwebel:
"GUTEN MORGEN 3. KOMPANIIIIEE ! ! !"
"GUTEN MORGEN HERR STABSFELDWEBEL"
(das war glaube ich das erste Mal, dass ich beim Bund 'ne Gänsehaut bekam. Wenn ca 250 Soldaten gleichzeitig brüllen, da ging mir echt einer ab ;))
"Augen geradeaus! 3. Kompanie, rührt Euch!"
Dann kam die Begrüßung durch den Spieß, Ankündigungen für den kommenden Tag und diverse Kleinigkeiten. Im Anschluss wurde dann, mit dem selben Prozedere die Kompanie an den Kompanie-Chef übergeben. (Kompanie-Chef ist immer ein Offizier, sprich ein Studierter Soldat, mit mindestens dem Dienstgrad Oberleutnant) Unser KpChef war ein Hauptmann, groß kräftig und irgendwie menschlich.
Auch Er begrüßte alle und hieß uns willkommen. Ab jetzt sein wir Soldaten, auf dem Weg zu richtigen Männern...bla bla bla!
Im Laufe des Tages blieben wir auf unseren Stuben um die Dienstgradabzeichen zu lernen, zu üben wie man sein Bett Stan-mäßig (Bundeswehrstandartisiert) macht und mussten unsere Ausrüstung anschauen und  zusammenbauen. Hin und wieder musste man zu irgendeinem Vorgesetzten um Papierkram zu erledigen.
Dabei wurde dann auch immer gleich das korrekte An- und Abmelden geübt.
Dazu stellt man sich allein (ohne Befehl) ins "Stillgestanden" und sagt:
"Herr Hauptfeldwebel, Panzergrenadier [Name], ich melde mich in einer dienstlichen Angelegenheit!" Dann wartet man auf das Kommando: "Rühren sie sich" und man kann anfangen loszusabbeln.
Das war alles so surreal... Ständig verhaspelte man sich oder kam ins Stottern. Dann musste man wegtreten und durfte nochmal kommen. Selbes Spiel...
Aber im Laufe der Zeit gewöhnt man sich echt daran. Meine Kumpels sagten später wenn ich an den Wochenenden zu Hause war. "Ey quatsch mal normal, Du bist hier nicht beim Bund" Erschreckend, wie sehr diese Kommando-Sprache ins Blut übergeht.
Nachmittags wurden uns im Unterrichtsraum die einzelnen Verwendungen (Aufgabengebiete hätte man auch sagen können) der Panzergrenadiertruppe vorgestellt.
Danach, Sport... Wir gingen Laufen...Laufen im Winter, oh man ich dachte nach der Schule muss ich so'n Scheiß nie wieder machen. Tja falsch gedacht. Nun also wurde vom Feldanzug, lang (der normale Bundeswehrdress: Flecktarn-Hose, Flecktarn-Hemd und Stiefel) auf Zeit (2 min.) in den Sportanzug gewechselt. Und dann wurde, wie man es aus typischen amerikanischen Filmen kennt, in der Kaserne in Marschformation gejoggt. Das mit dem Singen kam dann einige Wochen später.
Nach dem Laufen dann Duschen, Feldanzug, lang,wieder anziehen, dann Abendbrot (16.30 Uhr), danach Stuben und Revier reinigen, danach wieder Unterrichtsraum (den ich künftig "U-Raum" nennen werde) und wieder endlose Vorträge reinziehen. Achja, wer nach dem Essen müde wurde und während des Unterrichts einschlief, der durfte dann draußen vor dem U-Raum stehen und den Unterricht durchs geöffnete Fenster verfolgen. Hatten im Übrigen alle was von, war ja Winter und bei -10 C und geöffnetem Fenster sich belanglose Militärscheiße anhören, was gabs schon besseres? :(
Abends dann waschen und beim Zugtagesdienst die Stube abmelden.
"Stube 25, belegt mit sechs Mann, fünf in den Betten, einer fertig zur Stubenabnahme. Stube gereinigt und gelüftet Herr Unteroffizier!" Dann ging der Zugtagesdienst durch die Stube und schaute ob alles sauber war, die Schränke verschlossen, nichts auf den Tischen rumlag, die Stühle rangestellt waren und so weiter. Hatte man Glück, nahm er die Stube ab. Hatte man Pech hieß es, alle raus aus den Betten, Feldanzug anziehen, 15 Minuten die Stube nachreinigen und erneutes Stube abnehmen. (Schikane pur)
23.00 Uhr dann Licht aus, Nachtruhe! 4.30 Uhr Wecken... Damals habe ich gelernt, mit sehr wenig  Schlaf auszukommen.

Fortsetzung folgt...

Dienstag, 13. April 2010

5. die ersten Tage als Soldat...

...Ein langer Pfiff unterbrach unsere Nachtruhe abrupt, die Stubentür flog auf und krachte mit einem ohrenbetäubenden Lärm gegen den Blechmülleimer. Die vier grell leuchtenden Neonröhren an der Decke, unterstützten den Weckvorgang mit Nachdruck. Frisch und munter, wie man nach knapp drei Stunden Schlaf halt so drauf ist, versuchten die uniformierten Fremden uns zu erklären wie sich der kommende Tagesanbruch so gestalten würde.
"So Männer, waschen, Zähne putzen, rasieren, anziehen und in 10 Minuten wird 2 x gepfiffen, dann treten Alle auf dem Flur an! Noch Fragen?" Hm... Fragen gab es jede Menge, aber der Bedarf, sie um halb Fünf  Uhr morgens zu klären, hielt sich vermutlich bei Allen Beteiligten in Grenzen.
Ich schnappte mir mein Waschzeug und ging in den großen Gemeinschaftswaschraum. Auch dort herrschte ein eher zurückhaltendes Ambiente. Sechs große Edelstahlwaschbecken in der Mitte des Raumes, zwei gegenüberliegende Spiegelreihen an den Wänden sowie eine lange Bank an einer Wand mussten reichen um die morgendliche Prozedur zu begehen.
Hübsch gemacht für den kommenden Tag, brauchten wir nicht allzulange auf die angekündigten Pfiffe warten.
Die Türen gingen auf und die ca. sechzig Soldaten die dem II. Zug angehörten kamen auf den Flur.
"SO MÄNNER, in zwei Reihen antreten."
Wir versuchten uns zu sortieren...
Als wir es geschafft hatten, trat der uniformierte Herr vor uns und lies ein ohrenbetäubendes:
"GUTEN MORGEN ZWOTER ZUG" erklingen...
Die Masse raunte vergleichsweise leise: "Guten morgen"
"Ich bin Unteroffizier [Name], eins könnt Ihr Euch gleich merken, wenn ich Euch mit einem
GUTEN MORGEN ZWOTER ZUG begrüße,
möchte ich ein kräftiges, GUTEN MORGEN HERR UNTEROFFIZIER hören, Verstanden?"
Die üblichen Antworten ließen nicht lange auf sich warten: "Ja, Jo. OK", etc...!
"Männer, das heißt Jawohl Herr Unteroffizier, verstanden?"
"Jawohl Herr Unteroffizier"
... Bla Bla...den Rest könnt Ihr Euch sicher denken!^^ Wir waren also an dem Punkt angelangt, an dem man um 4.45 uhr, Guten morgen sagen übt. 1 A... das konnte ja noch lustig werden.
"Jetzt zeige ich euch die Truppenküche, dort werden wir verpflegen, danach verlegen wir hierher zurück und es werden die Stuben und Reviere gereinigt. Dazu, reeeeechts'um, ohne Tritt, vor dem Gebäude, in Marschformation, Blickrichtung Telefonzelle antreten, Marsch!"
O mein Gott, was für ein Kaudawelsch, dachte ich. Ohne Tritt... Marschformation... Reviere reinigen...?
Die Sprache und die Begriffe gehen einem nachher in Fleisch und Blut über, aber erstmal denkt man auf einem völlig anderen Planeten gelandet zu sein.
Nach sage und schreibe zehn Minuten, 100 facher Erklärung was eine Marschformation ist, standen wir dann endlich der Größe nach sortiert, in drei Reihen nebeneinander, Blickrichtung Telefonzelle abmarschbereit.
Und so liefen wir einmal quer durch die Kaserne zur Truppenküche.
In der selbigen herrscht übrigens Ruhe, keiner hat zu reden und angefangen zu Essen wird erst, wenn auch der Letzte mit seinem Tablett am Tisch ist. Nach nicht mal fünf Minuten, schallte es in der riesigen Uniform-Kantine: "Männer, fertig werden, in einer Minute stehen alle draußen in Marschformation, Blickrichtung
Block 3 angetreten". Boa was, ich hatte gerade mal ein halbes Brötchen gegessen. Unglaublich aber war, wer einmal beim Bund gewesen ist, der kann sich seine Zeit Minutengenau einteilen.
Zurück im Block 52, der Unterkunft des II. Zuges wurden die Reviere zugeteilt. Stube 25 bekam: vorderes und hinteres Treppenhaus, fegen, wischen, und das Geländer reinigen.
Das Ganze selbstverständlich unter Aufsicht eines Uniformträgers. Wir sollten unsere Dienstkleidung, im Laufe des Tages, ja erst noch bekommen. Um 6.30 war dann wieder Zugantreten, also das übliche Prozedere. 2 x pfeifen, und so schnell wie möglich auf dem Flur, in zwei Reihen hintereinander antreten. Dann wurden nämlich die Reviere und Stuben abgenommen (auf Sauberkeit überprüft). Um 6.45 erneute zwei Pfiffe...jetzt wurde das Nacharbeiten der Stuben und Reviere abgenommen. So ca. 7.00, Ihr ahnt es sicherlich...richtig 2x pfeifen, damit verbunden, Begrüßung und Vorstellung unseres Zugführers und stellvertretenden Zugführers.
Unser Zugführer war ein dicklicher Hauptfeldwebel Anfang 50, trug eine Brille und wirkte anfänglich wie ein Psychopath. Er hatte einen total irren Blick und sprach, wie beim Bund wohl üblich, nicht gerade leise.
Unser Stellv Zugführer hingegen war ein sportlicher mittelgroßer Oberfeldwebel, Mitte 30. Nicht auf den Mund gefallen und allem Anschein nach mit mehr Haaren auf den Zähnen, als ich auf dem Kopf.
Sie erklärten uns den Ablauf des kommenden Tages. Das wir unsere Dienstkleidung empfangen sollten, zur Zahnarztgruppe müssten, um unseren Zahnstatus feststellen zu lassen, und und und!
Das anstehende Programm hätte drei Tage füllen können, aber irgendwie haben wir es doch hinbekommen.
Erster Auftag, zur StOV (Standortverwaltung), dort Empfang der Dienstkleidung. Wir wurden auf die bekannten 2-Tonner
(Unimog, 2 Tonnen, Ladefläche mit Holzbänken und Plane hinten) verfrachtet und fuhren los. Bei der StOV verbrachten wir viel Zeit mit warten. Weil auch die Bundeswehr ihre
Behinderten-Quote erfüllen muss (was völlig in Ordnung ist), ist es am Besten, solche Leute in der Standortverwaltung bei der Wäscheausgabe zu beschäftigen. Was das Entgegennehmen unsere Uniformen, Gefechtsausrüstung, Stiefel, etc. nicht unbedingt einfacher macht. Denn die Bundeswehr hat Ihr eigenes Größensystem, was Kleidung anbelangt. So sind z.B. Stiefel der Größe 44, beim Bund eine Größe 280 und
eine Feldbluse (das Bundeswehr"Arbeitshemd") eine Größe 6, was in etwa einer Größe 48/50 (M) im Zivilleben entspricht. Nun musste ja jeder erstmal Alles anprobieren und so weiter und sofort.
Voll bepackt mit tollen Sachen, die das Leben leichter machen, fuhren wir zurück in die Kaserne.
2 x pfeifen...antreten...usw. Nun wurde uns gesagt wie man den Spind einzuräumen hat. Dazu bekam jede Stube ein Foto von einem aufgeräumten Schrank und wir sollten unsere Spinde nach dem Muster bestücken.


Einmal Sportbekleidung, durften wir gleich anziehen. Von nun an sahen Alle irgendwie gleich aus und hatten auch das letzte Stück des Zivil sein's abgelegt.
Nach großer Uniformanprobe im Stubenrahmen und der Einräum-Aktion "Spind" stand für den Nachmittag der von mir heiß ersehnte Zahnarztbesuch auf dem Programm. Dazu übten wir das Marschieren, denn die Zahnarzt-Gruppe (ZGrpStM)  lag außerhalb unseres Geländes in einer anderen Kaserne.
Bei -10 C, mit dünnen Sportanzug-BW bekleidet, standen wir dann, ungelogen 2 Stunden vor der Zahnarzt-Zentrale in der Kälte und haben uns den Arsch abgefroren. Die zwei Stunden in der Kälte waren wohl das Schlimmste an diesem Tag.
Am nächsten morgen (4.30 Uhr) ging das Übliche wieder los, nur jetzt, das erste Mal in der typischen Flecktarn-Uniform. Nach der morgendlichen Waschung, kam das Beste. Ihr wisst, 2 x pfeifen, antreten etc., aber jetzt eine Stufe komplizierter.
Dieses mal kamen die Kommandos von einem anderen Uniformträger (Zug-Tagesdienst heißt es, wie ich später herausfand). "Zwoter Zug, AAAACHTUNG!" *Hö, wasn los, Achtung?! Was geht'n jetzt?*
"Grenadiere! (so werden die Soldaten in der Grundausbildung genannt, die noch keinen Dienstgrad haben, je nach Truppengattung) Achtung heißt Hacken zusammen, Brust raus, Arschbacken zusammenkneifen, die Hände sind lang am Körper, Mittelfinger Hosennaht und der Blick ist frei geradeaus! Also, nochmal... Zwoter Zug AAAACHTUNG!" Ein schnelles rauschen erfüllte den Flur. Aber es funktionierte wohl wie geplant. Jedenfalls hatte der Zug-Tagesdienst nichts zu meckern. "Erstes Glied...zwei Schritt vortreten!" Es war nicht synchron, aber die vordere Reihe trat zwei Schritte nach vorn. Der Zug-Tagesdienst ging durch die Reihen und kontrollierte die Rasur und den Schuhputz der Soldaten. (Schuhputz-Kontrolle?!, Ihr erinnert Euch wir hatten die nagelneuen Stiefel erst gestern bekommen und heute zum ersten mal an den Füßen,aber ok, gut möglich das Sie auf Nummer Sicher gehen wollten ;))


Fortsetzung folgt...

Montag, 12. April 2010

4. Irgendwie angekommen...

...es war immer noch der 2. Januar 2003, irgendwas gegen 22.00 Uhr.
Nachdem alle Aufgerufenen aus dem Bus gestiegen waren,
(abgesessen, so nennt man aussteigen bei der Bundeswehr) trafen wir unverzüglich auf die nächste Gruppe flecktarnisierter Großkotze.
"So Männer, Ihr seid hier in Munster, Deutschlands größtem Militärstandort. Es gibt hier 28.000 Einwohner, davon sind 26.000 Soldaten aufgeteilt auf fünf Kasernen. Alle weiteren Unklarheiten klären wir später. Jetzt, in das Gebäude einrücken und auf dem unteren Flur hintereinander antreten, Marsch!
(das Kommando: Marsch! heißt bei der Bundeswehr so viel wie: zügigen Schrittes loslaufen)
Zu derartigen Fachsimpeleien später mehr ;)
Ich konnte es nicht fassen, warum in aller Welt war ich jetzt, 13 Std. nach Abfahrt in Berlin, hier in diesem Kaff gelandet? Ich fühlte mich wie ein Strafgefangener.
Auf dem unteren Flur angetreten, was wie sich bald rausstellte mein neues "zu Hause" für die nächsten vier Jahre sein sollte, ging es los mit Papierkram. Name, PK (Personalkennziffer), Einberufungsbescheid, Personalausweis etc.
Wir standen alle hintereinander vor einem Tisch, an dem ein Soldat saß und wunde Finger vom Schreiben zu bekommen schien. Am besagten Tisch angekommen, erhielt ich sachdienliche Hinweise, was in den nächsten Tagen mit meinem Bart und meinen Ohrringen geschehen sollte, in welcher Kompanie ich mich befinde und zu welchem Zug ich von nun an gehöre.
Desweiteren wurde mir meine Stubennummer gesagt und ich verschwand hinter der rotbraunen Tür mit der großen, weißen Aufschrift [STUBE 25].
Dieses mal war ich der letzte der die Stube betrat, wurde aber wieder-erwarten freundlich empfangen. Ich sagte: "Hi, ich bin Matze" Die Leute, die wie fleißige Bienen Ihre Taschen auspackten antworteten: "Hi Matze, ich bin Olli, Ich bin Stefan, Sergei, Klajo und ich Dimitri".

16 m², 6 Mann, 3 Doppelstockbetten, ein großer blauer und ein kleiner grüner Tisch, 6 grüne Schränke und 6 abgewetzte Stühle und passend zum Interieur große grünlich vergilbte Vorhänge vor den Fenstern.
***Das ist also die Bundeswehr...*** dachte ich so bei mir.
Draußen auf dem Flur war es weiterhin deutlich laut. Gegen 23.00 Uhr ertönte ein kräftiges:
" Zwoter Zug Türen auf!" Alle gafften auf den Flur.
"Männer, ab jetzt, wenn es heißt zwoter Zug Türen auf, gehen unverzüglich die Türen auf und einer aus jeder Stube meldet mir, 'Stube steht! Herr Oberfeldwebel' , verstanden?!"

***Ober...was?***

Von den einzelnen offenen Türen her, kamen diverse Stimmen: "Ja", "OK", "Jo"
"Männeeeeer, das heißt JAWOHL HERR OBERFELDWEBEEEEL, VERSTANDEN?!"
Dieses mal fiel die Antwort von Allen etwas kräftiger aus:
"Jawohl Herr..." nur mit dem "Oberfeldwebel" gabs noch Schwierigkeiten "
"Gut dann üben wir das gleich mal. Alle Stuben Türen zu!"
2 Sekunden später...
"Zwoter Zug Türen auf!"
Olli, stand an der Tür und sagte: "hier, Stube 25 Herr...äh...Ober...äh..."
Und so weiter...das ganze Theater fand statt, weil alle die mit dem Bus gekommen waren, zur ärztlichen Untersuchung in die Sporthalle sollten.
Nach zwei Stunden in der Sporthalle steh'n, für zwei Minuten wirklich dumme Fragen zu beantworten und zehn Kniebeugen gingen wir zurück in unsere Unterkunft.
Mittlerweile war es 01.00 Uhr Nachts und wir hatten nichts besseres zu tun, als unten im Unterrichtsraum dem Wäschewart mitzuteilen, ob wir den dienstlich gelieferten Bundeswehr-Schlafanzug haben wollen, oder ob uns mit dem ersten Wehrsold, 9 € und ein paar Zerdrückte, ausgezahlt werden sollen. Ich dachte, ich höre nicht recht... gegen 1.45 war ich dann im Bett und schlief wie ein Stein, bis 04.30 Uhr, allgemeines Wecken in der Grundausbildung, wie sich bald herausstellte.


Fortsetzung folgt...


3. der Weg wird das Ziel sein...!

Ich saß also im Zug Richtung Minden (Westfalen). Meine Einberufung sollte mich dorthin führen. Zum schweren Pionierbattailon 505
...was auch immer das sein mochte.
In Minden angekommen, machte ich mich auf die Suche nach dem Shuttle-Bus der die Neuankömmlinge vom Bahnhof in die Kaserne fahren sollte. Das klappte auch super und die ganzen Eindrücke auf dem Kasernengelände, die auf mich einprasselten, saugte ich förmlich auf.
Es war mittlerweile irgendwas gegen 15.00 Uhr. Ich war in meinem Block angekommen, hatte meinen Einberufungsbescheid vorgelegt und wurde in meine Stube geleitet.
Ich packte wie angesagt meine Reisetasche in meinen Spind und meldete mich vor der Stube, beim Diensthabenden Unteroffizier. "So Kamerad, wir verlegen jetzt in Richtung Kleiderkammer!"...Hö, was verlegen wir? Naja ich trottelte hinter Ihm her und wir latschten durch die Kaserne zu einem roten Backsteinbau. Ich reihte mich zwischen den Anderen ein und harrte der Dinge die dort kommen mochten.
Ca. 30 min. später war ich bepackt wie ein Muli. Einen Seesack, voll mit mehr oder minder interessanten Dingen, einen Rucksack voll mit Stiefeln und Sportschuhen.
Zurück in der Unterkunft stellte ich alles vor meinem Spind ab und wartete.
(Warten, das muss man als Soldat besonders gut können). Nach und nach füllte sich die Stube mit Leuten, alle so in meinem Alter, alle recht schweigsam und wenig auffällig.

Plötzlich hörte ich wie mein Name über den Flur gebrüllt wurde.
ich steckte den Kopf aus der Tür und fragte: "Was'n los?"
Die Antwort kam postwendent: "Das heißt
HIER Herr Unteroffizier!"... Alter Schwede dachte ich, was macht denn der so'n Wind?!

Ich darauf: "Hier Herr äh...Unteroffizier"

"mein Name fiel erneut, los Tasche schnappen, Sie werden in eine andere Kaserne verbracht! Und ein bisschen Hackengas, wir essen zeitig!"

Ich war komplett verwirrt...
Also gesagt getan ich schnappte mir meine Tasche zog meine Jacke wieder an und stand wieder auf dem Flur.
***was hat der gerade gesagt, andere Kaserne, wie jetzt, warum das denn?***
10 min. später saß ich in einem oliv-grünen Bus und wir fuhren los.
Das ist übrigens ein total beschissenes Gefühl. Keiner sagt was los ist, keiner weiß wo es hin geht und man fährt einfach mit 50 fremden Leuten, irgendwo hin.
Im Bus entwickelten sich dann nach einiger Zeit die ersten leisen Gespräche.
Aber alle Beteiligten standen weiterhin im Dunkeln. Apropos dunkel, draußen war es mittlerweile auch soweit. Nach 3 Stunden Fahrt, hielt der Bus auf eine Raststätte.
Den Schildern nach zu urteilen, befanden wir uns irgendwo in der Nähe von Hannover.
Ein kleiner, in Fleck-tarn gekleideter Glatzkopf blökte plötzlich los:

"Kameraden herhören, wer pissen muss oder sich die Beine vertreten will tut das jetzt. Zeit dafür, zehn Minuten! Soll heißen, in zehn Minuten seh' ich alle hier vor dem Bus angetreten wieder! Verstanden!? Dann jetzt, absitzen!"

Ich dachte ich befinde mich im falschen Film. Was spricht der denn für ne Sprache?
Ich ging zum Klo, obwohl ich nicht musste und drückte mir ein paar Tropfen raus.
Danach, stellte ich mich vor den Bus und wartete.
Nicht allzuviel später hörte man wieder die durchdringende Stimme des kleinen Glatzkopfs: "Männer, in Reihe zu drei Gliedern antreten. Das heißt drei hintereinander, viele viele nebeneinander...Marsch!"
Wir schauten uns an und liefen stutzig umher.
"EEEEY ist das so schwer? DREI hintereinander, VIELE nebeneinander!"
Nach einiger Zeit hatten wir uns mehr oder minder sortiert.
"So, das klappt das nächste mal zügiger, verstanden?!"
Wenige brachten ein leises "ja" heraus.
"Das HEIßT JAWOHL HERR STABSUNTEROFFIZIER"
Die Menge raunte: Jawohl Herr ...StabsuntrizofiiOfizff"
"Das heißt STABSUNTEROFFIZIER!Meine Güte, dann jetzt, rottenweise AUFSITZEN!"
Keiner bewegte sich...
"Los Männer, immer der erste der jeweiligen Rotte und die anderen Zwei folgen!"
Bis dato wusste ich nicht mal was eine "Rotte" ist.
Irgendwie, haben wir es dann aber doch in einem heillosen Durcheinander in den Bus geschafft.
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Heute kann ich darüber nur schmunzeln, der Typ wollte einfach mal den Dicken raushängen lassen und den Zivilisten auf dem Parkplatz mal zeigen was er doch für eine tolle Autoritäts-Person ist.
Später wenn ich Ihn sah war er immer ganz klein mit Hut... Ein Arschloch eben...
in Bundeswehrkreisen nennt man sowas "Zivilversager"
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1 1/2 Fahrstunden später passierten wir ein Kasernentor, geblendet von den hellen Scheinwerfern der Wache.
Ein paar Minuten später hielt der Bus und die Türen gingen auf.
"Die Männer, deren Namen ich jetzt aufrufe, treten neben dem Bus hintereinander an!"
Auch mein Name fiel, ich stieg aus dem Bus und stellte mich hinter den, der vor mir ausgestiegen war.

Fortsetzung folgt...

2. Und so fing alles an!

Es war der 2.Januar 2003, gegen 9.00 Uhr, Bahnhof Berlin Zoologischer Garten.
In der Tasche, alles was man (so dachte ich jedenfalls) für die erste Zeit beim "Bund" so braucht.
Standart-Dinge: Unterwäsche, Jogging-Hose, ein paar T-Shirts, Pullover, Tütensuppen, eine Flasche "Jim Beam", meinen tragbaren CD-Player 

(mp3-Player hatte ich damals noch nicht)und mein Handy.
Auf dem Bahnhof war die ganze Familie versammelt. Meine Mutter (die im folgenden immer als "Marge" bezeichnet wird), meine Schwester, mein Stiefvater, mein Großvater und überraschend tauchten kurz vor der Abfahrt meine Tante und mein Onkel auf.

Obwohl ich immer zum Bund wollte und mir nie Gedanken gemacht hatte was mich dort erwarten könnte, hatte ich jetzt doch einen überdimensionalen Kloß im Hals.
Mein Stiefvater verabschiedete mich mit den Worten "Denk dran, der Führer hat Härte befohlen!".
Ich versuchte meine tränen zu unterdrücken, bis ich im Zug saß, mir meine Musik in die Ohren steckte "R.E.M. - everybody hurts"
http://www.youtube.com/watch?v=ijZRCIrTgQc
und folgenden Brief meiner Mutter las:






Der ICE Berlin - Dortmund ruckelte los und ich konnte meine Tränen nicht mehr unterdrücken.

1. Ich stelle mich erstmal vor!

...hallo an alle interessierten Leser/Blogger/Spanner/zufällig hierher Geratene und den Rest, der irgendwie diese Zeilen liest.

Ich heiße Marcel, bin 31 Jahre und arbeite als Krankenpfleger in einem Berliner Krankenhaus.
In der Zeit von Januar 2003 bis Dezember 2006 war ich bei der Bundeswehr.
Angehöriger einer Panzergrenadier-Truppe in der Lüneburger Heide.

...Heute, damit meine ich fast 7 Jahre später, möchte ich in diesem Blog, einfach mal niederschreiben was mir in meinen 4 Jahren Dienstzeit widerfahren ist.
Was ich erlebt habe, was mich berührt hat, was mich zweifeln ließ und was ich aus heutiger Sicht als tatsächlich sinnvoll erachte.