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Mittwoch, 14. April 2010

6. die ersten Tage als Soldat...Klappe die 2te

...nach der überaus sinnfreien Schuhputzkontrolle, bei der natürlich Mängel festgestellt wurden die es galt abzustellen, erwartete uns das nächste Großereignis. Unser erstes Kompanieantreten.
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Für die Zivis unter den Lesern kurz zur Erläuterung: Mehrere Soldaten bilden eine Gefechtsgruppe, mehrere Gruppen einen Zug, mehrere Züge eine Kompanie, mehrere Kompanien ein Bataillon, mehrere Bataillone eine Brigade und immer so weiter, bis man auf der Bundesebene angekommen ist,das ganze schimpft sich dann Bundeswehr ;).
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 Heute also ein eher gemütlicher Rahmen,Kompanieantreten. Unsere Kompanie bestand aus drei Zügen, jeder Zug aus ca. 80 Mann und der KpFü (Kompanieführungsgruppe) was sich nach der Grundausbildung rasch minimierte.
Das Kompanieantreten fand ab da an immer vor dem Block 52 statt, pünktlich um 7.15Uhr.
Als erstes wird die Kompanieflagge gehisst.  Das sieht folgendermaßen aus...
Der FvW (Feldwebel vom Wochendienst) steht vor allen und lässt folgende Laute ertönen:
"Kompaniiiiiie, STILLgestanden, zur Flaggenparadeeee die Augen rechts, (egal wo man stand, man musste jetzt zur Flagge schauen) Flaggenkommando(oooooo)*... (*bestehend aus zwei Soldaten, einer hakt die Flagge ein, der Andere darf Sie hochleieren) heißt Flagge!" Alle stehen mit größtmöglicher Körperspannung da und schauen zu, wie zwei Uniformierte eine Fahne hochzieh'n!
...Quietsch...quietsch...quietsch...quietsch...quietsch... klack...Flagge oben!
(Warum man das "heißt Flagge" nennt und nicht "hisst Flagge" bleibt bis heute ungeklärt).
"Kompaniiiiie, Augääään geradeaus, zur Meldung an den Kompaniefeldwebeeeeel, die Aug'n links"... jetzt wurde die Kompanie an den Spieß (Kompaniefeldwebel, sozusagen der stellvertretende Stellvertreter des Chefs und Führungskraft der KpFü) übergeben.
"Herr Stabsfeldwebel, Haupftfeldwebel [Name] ich melde, Kompanie wie befohlen angetreten!"
(Als wenn er das nicht selber sehen würde) Dann der Kompaniefeldwebel:
"GUTEN MORGEN 3. KOMPANIIIIEE ! ! !"
"GUTEN MORGEN HERR STABSFELDWEBEL"
(das war glaube ich das erste Mal, dass ich beim Bund 'ne Gänsehaut bekam. Wenn ca 250 Soldaten gleichzeitig brüllen, da ging mir echt einer ab ;))
"Augen geradeaus! 3. Kompanie, rührt Euch!"
Dann kam die Begrüßung durch den Spieß, Ankündigungen für den kommenden Tag und diverse Kleinigkeiten. Im Anschluss wurde dann, mit dem selben Prozedere die Kompanie an den Kompanie-Chef übergeben. (Kompanie-Chef ist immer ein Offizier, sprich ein Studierter Soldat, mit mindestens dem Dienstgrad Oberleutnant) Unser KpChef war ein Hauptmann, groß kräftig und irgendwie menschlich.
Auch Er begrüßte alle und hieß uns willkommen. Ab jetzt sein wir Soldaten, auf dem Weg zu richtigen Männern...bla bla bla!
Im Laufe des Tages blieben wir auf unseren Stuben um die Dienstgradabzeichen zu lernen, zu üben wie man sein Bett Stan-mäßig (Bundeswehrstandartisiert) macht und mussten unsere Ausrüstung anschauen und  zusammenbauen. Hin und wieder musste man zu irgendeinem Vorgesetzten um Papierkram zu erledigen.
Dabei wurde dann auch immer gleich das korrekte An- und Abmelden geübt.
Dazu stellt man sich allein (ohne Befehl) ins "Stillgestanden" und sagt:
"Herr Hauptfeldwebel, Panzergrenadier [Name], ich melde mich in einer dienstlichen Angelegenheit!" Dann wartet man auf das Kommando: "Rühren sie sich" und man kann anfangen loszusabbeln.
Das war alles so surreal... Ständig verhaspelte man sich oder kam ins Stottern. Dann musste man wegtreten und durfte nochmal kommen. Selbes Spiel...
Aber im Laufe der Zeit gewöhnt man sich echt daran. Meine Kumpels sagten später wenn ich an den Wochenenden zu Hause war. "Ey quatsch mal normal, Du bist hier nicht beim Bund" Erschreckend, wie sehr diese Kommando-Sprache ins Blut übergeht.
Nachmittags wurden uns im Unterrichtsraum die einzelnen Verwendungen (Aufgabengebiete hätte man auch sagen können) der Panzergrenadiertruppe vorgestellt.
Danach, Sport... Wir gingen Laufen...Laufen im Winter, oh man ich dachte nach der Schule muss ich so'n Scheiß nie wieder machen. Tja falsch gedacht. Nun also wurde vom Feldanzug, lang (der normale Bundeswehrdress: Flecktarn-Hose, Flecktarn-Hemd und Stiefel) auf Zeit (2 min.) in den Sportanzug gewechselt. Und dann wurde, wie man es aus typischen amerikanischen Filmen kennt, in der Kaserne in Marschformation gejoggt. Das mit dem Singen kam dann einige Wochen später.
Nach dem Laufen dann Duschen, Feldanzug, lang,wieder anziehen, dann Abendbrot (16.30 Uhr), danach Stuben und Revier reinigen, danach wieder Unterrichtsraum (den ich künftig "U-Raum" nennen werde) und wieder endlose Vorträge reinziehen. Achja, wer nach dem Essen müde wurde und während des Unterrichts einschlief, der durfte dann draußen vor dem U-Raum stehen und den Unterricht durchs geöffnete Fenster verfolgen. Hatten im Übrigen alle was von, war ja Winter und bei -10 C und geöffnetem Fenster sich belanglose Militärscheiße anhören, was gabs schon besseres? :(
Abends dann waschen und beim Zugtagesdienst die Stube abmelden.
"Stube 25, belegt mit sechs Mann, fünf in den Betten, einer fertig zur Stubenabnahme. Stube gereinigt und gelüftet Herr Unteroffizier!" Dann ging der Zugtagesdienst durch die Stube und schaute ob alles sauber war, die Schränke verschlossen, nichts auf den Tischen rumlag, die Stühle rangestellt waren und so weiter. Hatte man Glück, nahm er die Stube ab. Hatte man Pech hieß es, alle raus aus den Betten, Feldanzug anziehen, 15 Minuten die Stube nachreinigen und erneutes Stube abnehmen. (Schikane pur)
23.00 Uhr dann Licht aus, Nachtruhe! 4.30 Uhr Wecken... Damals habe ich gelernt, mit sehr wenig  Schlaf auszukommen.

Fortsetzung folgt...

2 Kommentare:

  1. Hey Marcel!:) Ich finde deinen Blog wirklich gut. Vorallem wie du über die Ereignisse schreibst. Von den leuten der Bundeswehr wird einem ja immer nur das blaue vom Himmel erzählt! Habe mich auch dazu entschieden zu Bundeswehr zu gehen bzw. habe ich im Oktober erstmal meine Musterung. Und auch wenn du hier über die negativen Dinge schreibst, wurde mein wille nur noch mehr bestärkt, weil man wirklich merkt das die Kameradschaft unglaublich groß bei der BW ist. Liebe Grüße, Julia ;)

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  2. Hey Julchen. Als Frau bei der BW kann es echt gut sein, aber auch ganz scheiße. Kommt immer auf die jeweilige Persönlichkeit an.
    Ich versuche den Blog so wahrheitsgetreu wie möglich zu gestalten. Wenn auch nicht jedes Wort 1 : 1 so gesagt wurde, sind jedoch die Inhalte der Aussagen so ausgesprochen worden.
    Mich würde ja mal interessieren wie es Dir in der ersten Zeit beim Bund so ergangen ist. Haben sich Deine Erwartungen erfüllt?
    Ich muss aber dazu sagen... heute ist die BW nicht mehr das, was sie vor 10 Jahren noch war. Als Berufsarmee, können sie sich heute solche "Abfickereien", wie sie es mit uns abgezogen haben nicht mehr erlauben. Ich weiß nicht ob das gut oder schlecht ist. Mir persönlich hat der Drill zwar nicht wirklich Spaß gemacht, aber er hat mein Durchhaltevermögen, meine Einstellung zu vielen Dingen und meine Persönlichkeit geformt und gestärkt.

    Beste Grüße Marcel

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