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Montag, 12. April 2010

4. Irgendwie angekommen...

...es war immer noch der 2. Januar 2003, irgendwas gegen 22.00 Uhr.
Nachdem alle Aufgerufenen aus dem Bus gestiegen waren,
(abgesessen, so nennt man aussteigen bei der Bundeswehr) trafen wir unverzüglich auf die nächste Gruppe flecktarnisierter Großkotze.
"So Männer, Ihr seid hier in Munster, Deutschlands größtem Militärstandort. Es gibt hier 28.000 Einwohner, davon sind 26.000 Soldaten aufgeteilt auf fünf Kasernen. Alle weiteren Unklarheiten klären wir später. Jetzt, in das Gebäude einrücken und auf dem unteren Flur hintereinander antreten, Marsch!
(das Kommando: Marsch! heißt bei der Bundeswehr so viel wie: zügigen Schrittes loslaufen)
Zu derartigen Fachsimpeleien später mehr ;)
Ich konnte es nicht fassen, warum in aller Welt war ich jetzt, 13 Std. nach Abfahrt in Berlin, hier in diesem Kaff gelandet? Ich fühlte mich wie ein Strafgefangener.
Auf dem unteren Flur angetreten, was wie sich bald rausstellte mein neues "zu Hause" für die nächsten vier Jahre sein sollte, ging es los mit Papierkram. Name, PK (Personalkennziffer), Einberufungsbescheid, Personalausweis etc.
Wir standen alle hintereinander vor einem Tisch, an dem ein Soldat saß und wunde Finger vom Schreiben zu bekommen schien. Am besagten Tisch angekommen, erhielt ich sachdienliche Hinweise, was in den nächsten Tagen mit meinem Bart und meinen Ohrringen geschehen sollte, in welcher Kompanie ich mich befinde und zu welchem Zug ich von nun an gehöre.
Desweiteren wurde mir meine Stubennummer gesagt und ich verschwand hinter der rotbraunen Tür mit der großen, weißen Aufschrift [STUBE 25].
Dieses mal war ich der letzte der die Stube betrat, wurde aber wieder-erwarten freundlich empfangen. Ich sagte: "Hi, ich bin Matze" Die Leute, die wie fleißige Bienen Ihre Taschen auspackten antworteten: "Hi Matze, ich bin Olli, Ich bin Stefan, Sergei, Klajo und ich Dimitri".

16 m², 6 Mann, 3 Doppelstockbetten, ein großer blauer und ein kleiner grüner Tisch, 6 grüne Schränke und 6 abgewetzte Stühle und passend zum Interieur große grünlich vergilbte Vorhänge vor den Fenstern.
***Das ist also die Bundeswehr...*** dachte ich so bei mir.
Draußen auf dem Flur war es weiterhin deutlich laut. Gegen 23.00 Uhr ertönte ein kräftiges:
" Zwoter Zug Türen auf!" Alle gafften auf den Flur.
"Männer, ab jetzt, wenn es heißt zwoter Zug Türen auf, gehen unverzüglich die Türen auf und einer aus jeder Stube meldet mir, 'Stube steht! Herr Oberfeldwebel' , verstanden?!"

***Ober...was?***

Von den einzelnen offenen Türen her, kamen diverse Stimmen: "Ja", "OK", "Jo"
"Männeeeeer, das heißt JAWOHL HERR OBERFELDWEBEEEEL, VERSTANDEN?!"
Dieses mal fiel die Antwort von Allen etwas kräftiger aus:
"Jawohl Herr..." nur mit dem "Oberfeldwebel" gabs noch Schwierigkeiten "
"Gut dann üben wir das gleich mal. Alle Stuben Türen zu!"
2 Sekunden später...
"Zwoter Zug Türen auf!"
Olli, stand an der Tür und sagte: "hier, Stube 25 Herr...äh...Ober...äh..."
Und so weiter...das ganze Theater fand statt, weil alle die mit dem Bus gekommen waren, zur ärztlichen Untersuchung in die Sporthalle sollten.
Nach zwei Stunden in der Sporthalle steh'n, für zwei Minuten wirklich dumme Fragen zu beantworten und zehn Kniebeugen gingen wir zurück in unsere Unterkunft.
Mittlerweile war es 01.00 Uhr Nachts und wir hatten nichts besseres zu tun, als unten im Unterrichtsraum dem Wäschewart mitzuteilen, ob wir den dienstlich gelieferten Bundeswehr-Schlafanzug haben wollen, oder ob uns mit dem ersten Wehrsold, 9 € und ein paar Zerdrückte, ausgezahlt werden sollen. Ich dachte, ich höre nicht recht... gegen 1.45 war ich dann im Bett und schlief wie ein Stein, bis 04.30 Uhr, allgemeines Wecken in der Grundausbildung, wie sich bald herausstellte.


Fortsetzung folgt...


2 Kommentare:

  1. hey matze. super sache, krass an was du dich noch erinnern kannst! bin schon gespannt auf die fortsetzungen...
    (kljajo)

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  2. Danke David, wenn man erstmal begonnen hat zu Schreiben, kommen die ganzen Erinnerungen hoch und man empfindet, als wäre es gestern erst gewesen...

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