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Mittwoch, 28. April 2010

7. von Formaldienst, Waffenausbildung und anderen Schweinerein...

In den kommenden Tagen sollten wir vormittags formaldienstlich und Nachmittags, bis spät in die Nacht, an unseren Waffen ausgebildet werden. Der Formaldienst ist das, was die Soldaten in der Öffentlichkeit "soldatisch" erscheinen lässt. Gleichschritt, gleichzeitiges Anhalten, synchrone Drehungen, und so weiter.
Innerhalb der Truppe sorgt es für Ordnung, Disziplin und das Jeder, mit einem bestimmten Kommando eine bestimmte Bewegung verknüpft. Das geht los mit dem formieren des Zuges. In Linie, in Linie zu drei Gliedern, in Reihe, in Marschformation und so weiter. Das Ganze selbstverständlich immer der Größe nach. Also wenn man es dann irgendwann drauf hat, hat man in den einzelnen Formationen stets den selben Vorder - und Hintermann, sowie jeweils zur Linken und/oder Rechten den Gleichen Nachbarn (wenn nicht gerade jemand krank ist).
Alles passiert mit viel Lautstärke und kurzen prägnanten Kommandos.
Nach der Mittagspause wurde sich im Kellergang vor der Waffenkammer positioniert und darauf gewartet, dass man eine Waffe empfangen konnte. (Nach der Grundausbildung bekam jeder seine eigene auf Ihn abgestimmte Waffe)
Die Waffenausbildung fand in einer anderen Kaserne statt, der Panzertruppenschule. Der Weg zur PzTrpSch wurde genutzt, um den Formaldienst in den Köpfen der Landser (intern: Soldaten in der Grundausbildung) zu festigen. Das hieß ständig unterwegs anhalten, rechts um, links um, kehrt, ohne Tritt marsch, vorne halt, rechts um... naja den Rest könnt Ihr Euch sicher denken.
Angekommen in der Panzertruppenschule wurden die Zeltbahnen ausgerollt. Alle versetzt nebeneinander, damit, von dem Aufsichtspersonal, alles und Jeder überblickt werden konnte.

Ausbildung an der Panzerfaust (PzFst)

Ausbildung am Maschinengewehr (MG 3)

Diese Geschichte passierten von da an zwei Wochen lang täglich. Das waren unsere ersten Wochen.
Auch unser erstes Biwak*.
Dazu marschierten wir aus der Kaserne in den Üb-Raum "X". Marschieren, da kam ich das erste mal an meine Grenzen (so dachte ich jedenfalls). Untrainiert und voller Entsetzen trafen wir im besagten Übungsgelände ein. 7,5 km von der Kaserne entfernt. Nach mehreren Trainingsmärschen war es kein Problem mehr, aber da ich vor der Bundeswehr nicht gerade asketisch gelebt hatte, wurden diese 7 einhalb Kilometer zur unendlich Qual. Es ist ja auch nicht so, dass man diese Strecke mit Flip Flops in 4 Stunden spaziert, sondern eher mit Gefechtsanzug, Vollbewaffnung, Rucksack und Munition in 45 Minuten zu absolvieren hat. Ständig mit den Worten des Gruppenführers: "Männer, Ihr seid deutsche Soldaten!!! Waffe vor die Brust, Kopf nach oben und böse gucken."
das "böse gucken" war das Einfachste!
Im Üb-Raum angekommen hieß es dann, trockene Klamotten anziehen, T-Shirt, Socken und Feldbluse! Ich war völlig im Arsch und hätte auf der Stelle umkehren und ins Bett fallen können. Aber nix da...es war ja gerade mal 8.00 morgens. (in BW-Kreisen übrigens als Null Achthundert betitelt) 
"So Männer, jetzt suchen wir uns einen geeigneten Lagerplatz!" Ja richtig, die nächsten 4 Tage würden wir bei ~ -10°C unter freiem Himmel schlafen und wachen. 
In solchen Situationen fragte ich mich, warum ich diesen 4-Jahres Vertrag mit diesem Verein geschlossen hatte. Eigentlich wollte ich doch nur einen LKW-Führerschein (den ich nie bekommen habe) und jetzt sowas.
Na gut, alles quengeln half nix. Irgendwann würden die vier Tage auch vorbei sein. Aber im Moment standen wir noch ganz am Anfang. Wir fällten also mit unseren Klappspaten um die 50 dünnen Fichten, die unsere Lagerbegrenzug darstellen sollten.


Erkundung! Der nächste Auftrag unser Panzergrenadiertruppe war die Umgebungserkundung.
Denn bevor die Nacht hereinbrach mussten zwei Alarmpostenstellungen ausgehoben werden.
(Der Alarmposten: Nachts, wenn die Menschheit ruhig schlummert, liegen irgendwo im Wald, 2 Soldaten die die Menschheit vor dem imaginären Feind beschützen)
Den ersten Tag im BIWAK verbrachten wir also mit Lager-Aufbau, Umgebungserkundung, Alarmposten-Stellung ausheben (der Boden war übrigens gefroren, eigentlich logisch bei -10°C, aber egal, 50-60 cm tief und 2,00 m lang mussten die Stellungen für die Nachtwache gebuddelt werden.)
Als alles abgeschlossen war, wurden die Wachen für die Nacht eingeteilt. Zwei Alarmposten,
die sich im 2 h-Rhythmus mit den Anderen aus der Gruppe abwechselten, sowie zwei Soldaten die
(jetzt kommts) das Feuer bewachen mussten...

Randwissen:

Biwak*(frz. bivouac, Feldlager, Nachtlager) bezeichnet ein Lager im Freien, aber auch in Zelten oder Hütten vor allem durch Soldaten oder Bergsteiger.

Ursprünglich gab es in befestigten Städten und Festungen eine innerhalb der Mauern befindliche Hauptwache und eine auf dem Glacis, also der freien, schussfeldgewährenden Fläche vor der Mauer, befindliche Beiwache. Da es auf dem Glacis keine Gebäude gab, musste die Beiwache in Zelten kampieren. Diese hatte dabei die Aufgabe, schon frühzeitig einen nachts anrückenden Feind auszumachen und Alarm zu schlagen, oder aber verspätete Ankömmlinge abzufertigen. Über das Niederländische wurde der Begriff der Beiwache/Biwake nach Frankreich entlehnt, wo er als Bivoque, Bivouac oder ähnliches recht bald zur Bezeichnung eines jeden Kampierens von Soldaten im freien Feld diente. 
Bei der Bundeswehr wird unter Biwak der Aufbau und Betrieb eines Zeltlagers im Freien verstanden, der oft mit einer Geländeausbildung verbunden ist. Zu unterscheiden ist im Militärischen davon das Versteck. Meist wird „Biwak“ unter den Wehrdienstleistenden auch scherzhaft mit „Bundeswehr im Wald außer Kontrolle“, "Bin im Wald am kämpfen" oder „Besonders im Winter Arsch kalt“ übersetzt.


Fortsetzung folgt...

2 Kommentare:

  1. Krass, dass du eine Ausbildung an der Panzerfaust hattest!
    Achja, cooler Blog, gefällt mir!
    Habe ich da irgendwas falsch gelesen,
    oder hattest du diesen Ausbildungsteil in der AGA?
    Wie kommt es, ich habe noch nie eine gesehen! ;)
    Schade dass du nicht noch deinen Blog erweitert hast. :(
    Liebe Grüße von

    bundeswehr-aga.blogspot.com

    vielleicht schaust du auch mal vorbei!

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  2. Bin dabei wieder weiter zu schreiben.
    Werde Deinen Blog auch mal lesen, bin gespannt.

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